Energieverbrauch verringern, CO2-Ausstoß reduzieren und erneuerbare Energien stärken. Wollen wir unseren Landkreis zukunftsorientiert gestalten, müssen wir uns auch auf regionaler Ebene lieber heute als morgen den Themen Klimawandel, Energie und Luftverschmutzung stellen.
Gemeinsam mit der Energieagentur Südwest hat der Landkreis Lörrach deshalb bis zum Sommer 2018 ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. Ziel ist es, realisierbare Maßnahmen aufzeigen, um den künftigen Energieverbrauch zu verringern. Es ist eine strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für künftige Klimaschutzaktivitäten, um das Thema Klimaschutz dauerhaft im Landkreis, den Städten und Gemeinden zu verankern.
Im Oktober 2018 wurde das Klimaschutzkonzept durch den Kreistag beschlossen und die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragt. Dabei gelingt dies nur in einer möglichst umfassenden Partnerschaft mit den Städten und Gemeinden und in Kooperation mit anderen relevanten Akteuren. Anfang des Jahres 2019 beginnt der Landkreis mit der Umsetzung. Dabei soll vor allem der Ausbau von Photovoltaik im Landkreis vorangetrieben werden, da hier ein hohes Potential besteht.
Für die Umsetung des Konzepts hat der Landkreis 2019 und 2020 jeweils eine Stelle im Klimaschutzmanagement geschaffen. Was die Aufgaben eines Klimaschutzmanagers sind, erklärt Daniel Baumann hier.
Ein Klimaschutzkonzept dient als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für aktuelle und zukünftige Klimaschutzaktivitäten und eventuelle Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Es soll den Klimaschutz als Querschnittsaufgabe nachhaltig in der Kommune verankern. Hierzu sind die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten in Politik und Verwaltung festzulegen und die relevanten Akteursgruppen zu ermitteln und einzubinden.
Das Klimaschutzkonzept zeigt kommunalen und anderen Entscheidungsträgern, welche technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen bestehen. Außerdem werden konkrete Maßnahmen festgelegt, um die Emissionen kurz- (bis drei Jahre), mittel- (drei bis sieben Jahre) und langfristig (mehr als sieben Jahre) zu senken.
Das Klimaschutzkonzept soll sich an der Erreichung der nationalen Klimaschutzziele orientieren. Diese sehen vor, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent, bis zum Jahr 2040 um 70 Prozent und bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Dabei werden die auf diesem Zielpfad notwendigen Maßnahmen für die nächsten 10 bis 15 Jahre identifiziert.
Klimaschutzkonzepte umfassen alle klimarelevanten Bereiche. Bei Kommunen sind das in der Regel:
die eigenen Liegenschaften
das kommunale Beschaffungswesen
IT bzw. Rechenzentren
die privaten Haushalte und die Bereiche Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen
Erneuerbare Energien
Mobilität
Abwasser und Abfall
(Quelle: Nationale Klimaschutzinitiative)
Das Klimaschutzkonzept soll Potenziale zur Einsparung von Treibhausgasen, zur Energieeffizienz und der Nutzung von Erneuerbaren Energien berücksichtigen. Es sollte unter Einbeziehung der relevanten Akteure und insbesondere auch der verschiedenen Bevölkerungsgruppen erarbeitet werden.
Der Landkreis erarbeitet einen Rahmen mit konkreten Aussagen zu Potenzialen in der Region. Alle beteiligten Akteure können ihre Themen vor Ort in den Prozess einbringen und von speziell zugeschnittenen Ergebnissen profitieren. Damit wird Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen im Bereich Energiewende gegeben, und zwar für:
Städte oder Gemeinden
Unternehmen
Verbände
Einwohner/innen des Landkreises
Das Konzept wurde 2018 durch den Kreistag beschlossen. Der Landkreis wird das Konzept in einer möglichst umfassenden Partnerschaft mit den Städten und Gemeinden und in Kooperation mit anderen relevanten Akteuren umsetzen. Das Konzept und die Maßnahmenvorschläge wurden in einem umfangreichen Beteiligungsprozess (Bürgerinnen und Bürger, Verbände, Unternehmen, Fachbereiche des Landratsamts etc.) durch die Energieagentur entwickelt.
Sofern alle 79 Maßnahmen, die im IEKK benannt sind, umgesetzt werden, kann der Landkreis kreisweit die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 74 % gegenüber dem Basisjahr 2012 senken.
Parallel zur Umsetzung des IEKK wird der Auftrag des Kreistags zur Vorbereitung einer Mobilitätsstrategie und von Maßnahmen, um die Mobilität im Landkreis nachhaltiger und klimaschonender zu gestalten, verfolgt.
Das Klimaschutzkonzept basiert auf Szenarien für den Landkreis unter Berücksichtigung übergeordneter Klimaschutzziele, insbesondere derjenigen das Landes Baden-Württemberg im Zeitraum bis 2050. Dazu wurden die Landkreis-Daten verwendet und aufgezeigt, welche Potenziale bestehen und welcher Beitrag zur Erfüllung der genannten Ziele geleistet werden kann.
Auf Basis der identifizierten technischen Potenziale (voll ausgeschöpft) ergibt sich für den Energieverbrauch über die verschiedenen Sektoren zunächst ein maximaler Absenkpfad, Vergleiche für die Stromversorgung bis 2050 Abb. 1 und für die Wärmeversorgung bis 2050 Abb. 2.
Abb. 1: Maximaler Absenkpfad des Stromverbrauchs für verschiedene Sektoren
Für das Landkreisgebiet kann festgestellt werden, dass eine Substitution der fossilen Energieträger zur Stromerzeugung durch – regional produzierte – erneuerbare Energien möglich ist und entsprechend große Potenziale im Landkreis gehoben werden können, insbesondere in den Bereichen Photovoltaik und Windkraft. Verglichen mit dem Stromsektor kann beim Wärmeverbrauch im Landkreis bewirkt werden, dass dieser bis zum Jahr 2050 insgesamt stärker abnimmt. Der Beitrag des Verkehrs zur Minderung von Energieverbräuchen beziehungsweise zum Umstieg auf erneuerbare Energien ist in diesem Zusammenhang für den Landkreis lediglich näherungsweise zu bestimmen (siehe Abschlussbericht Kap. 6.5, S. 39 ff).
Abb. 2: Maximaler Absenkpfad des Wärmeversorgung für die verschiedenen Sektoren
Als Hauptaussage folgert die Energieagentur, dass der Landkreis – mit entsprechenden Maßnahmen – im Bereich der Stromversorgung auf die Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien und im Bereich der Wärmeversorgung auf die Senkung der Verbräuche und die Effizienzsteigerung hinwirken kann und sollte. Aus diesem Potenzial ergibt sich eine als „Leitbild“ bezeichnete Grafik zur Entwicklung der Endenergieverbräuche (einschließlich Kraftstoffe im Verkehr) zwischen 2015 und 2050 (Abb. 3). Das Leitbild bezieht sich auf die voll ausgeschöpften Potenziale im Landkreis.
Mit der ersichtlichen möglichen Absenkung des Energieverbrauchs (um maximal 42%) und des in diesem Rahmen möglichen Ausbaus des Erneuerbare-Energien-Anteils (auf maximal 55%) erscheint eine Minderung der kreisweiten Treibhausgasemissionen um ca. 1.500.000 t bis 2050 im Vergleich zum Stand 2015 möglich. Dies würde eine Emissionsminderung um 73% bedeuten.
Abb. 3: Absenkung des Energieverbrauchs und möglicher Ausbau des Erneuerbare-Energien-Anteils
Ein Hinweis wert ist aber auch die Feststellung, dass auf dem Gebiet des Landkreises das Ziel des Landes Baden-Württemberg, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2050 auf 80% zu steigern, voraussichtlich nicht adäquat erreicht wird.
Der Landkreis befindet sich mit verschiedenen Projekten und mit seiner Teilnahme am eea auf einem guten Weg bei der Umsetzung dieser Ziele. Der Mehrwert des Klimaschutzkonzepts ist die Konkretisierung der Potenziale und damit des Handlungsfokus‘. Entscheidend für einen weiter verbesserten Klimaschutzeinsatz des Landkreises ist es, Maßnahmen weiterzuführen, fortzuschreiben beziehungsweise neu zu entwickeln.
Der Abschlussbericht enthält einen Katalog von 79 Maßnahmenvorschlägen. Diese wurden in einem umfangreichen Beteiligungsprozess (Bürgerinnen und Bürger [auch online], Verbände, Unternehmen, Fachbereiche des Landratsamts etc.) durch die Energieagentur entwickelt. Die einzelnen Maßnahmen sind in Maßnahmenblättern in Kap. 8.2, S. 59 ff dargestellt; eine Übersicht findet sich auf S. 146 ff.
Strukturiert ist der Maßnahmenkatalog nach Einfluss Landkreis:
direkter und unmittelbarer Einfluss
guter Einfluss
geringer Einfluss
sowie Themenfeldern:
Energieeinsparung und Effizienzsteigerung
Energieversorgung und erneuerbare Energien
Mobilität
Strukturelle Themen
Außerdem enthalten die Maßnahmenblätter weitere Angaben zu:
Klimawirkung / Treibhausgas-Einsparung
Zeithorizont
Aufwand
Priorisierung
Die vorgeschlagenen Maßnahmen setzen vielfach die Einbindung oder sogar die notwendige Mitträgerschaft anderer Akteure voraus. Voraussetzung ist daher, dass der Landkreis in diesem Zusammenhang eine gute Partnerschaft mit den Städten und Gemeinden und die Kooperation mit Bürgerinnen und Bürgern und mit der Wirtschaft aufbaut.
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.