Pressemitteilung

Kreiskliniken empfehlen dem Kreistag ein Drei-Standortszenario


Nach intensiver Prüfung der verschiedenen Standortszenarien hat der Aufsichtsrat der Kliniken des Landkreises Lörrach in seiner jüngsten Sitzung eine Beschlussempfehlung gefasst.

Die Kliniken des Landkreises Lörrach sollen durch ein innovatives Konzept der Kombination von stationärer und ambulanter Versorgung neu strukturiert werden. Die stationäre Versorgung soll an den drei Standorten Lörrach, St. Elisabethen-Krankenhaus und Schopfheim konzentriert werden, um im Vorgriff auf das neue Klinikum eine wirtschaftlich und personell positive Entwicklung der medizinischen Versorgung einzuleiten. Weiterer Bestandteil des Beschlussvorschlages ist, dass für den Standort Rheinfelden eine Anlaufstelle für die ambulante Notfallversorgung an zentraler Stelle in Rheinfelden geschaffen werden wird.  Höchste Priorität hat die Qualität der Patientenversorgung und die Sicherstellung der Notfallversorgung für die Menschen im gesamten Landkreis. In seiner Sitzung am 22. November wird dann der Kreistag eine Entscheidung fällen. Die Neuorganisation der Versorgung wird bis Ende April 2024 realisiert.
Mit der Anpassung der Verteilung des Leistungsgeschehens auf die drei Standorte (Lörrach, St. Elisabethen-Krankenhaus, Schopfheim) kann die ambulante und die stationäre Notfallversorgung abgesichert werden und durch das breitere Spektrum an Patiententhemen eine erhöhte Attraktivität der Kliniken als Arbeitgeber für das medizinische Personal geschaffen werden.

Stationäre Notfallversorgung

Die stationäre Versorgung lebensbedrohlicher Fälle wird auch weiterhin durch die zentrale Notaufnahme des Standortes Lörrach sichergestellt und als solche unmittelbar vom Rettungsdienst angefahren. Auch internistische, orthopädische und unfallchirurgische Fälle, die bisher nach Rheinfelden gebracht wurden, sollen künftig überwiegend in Lörrach versorgt werden. Die dafür notwendigen Ressourcen aus Rheinfelden stünden in Zukunft am Standort Lörrach zur Verfügung. Zudem hat sich die Klinik umfassend mit den Strukturen in der zentralen Notaufnahme befasst und hier ein Maßnahmenpaket beschlossen, um die Prozesse in der Notaufnahme und den Abfluss auf die Stationen zu verbessern, um auch einem erhöhten Patientenaufkommen gerecht zu werden. Ergänzend soll nach der Beschlussempfehlung die Notaufnahme in Schopfheim erhalten bleiben und durch den Rettungsdienst angefahren werden können.

Zudem bleiben bei einer Umstrukturierung alle Notarzt- und Rettungsmittelstandorte sowohl in Rheinfelden und Lörrach bestehen.

Ein zentraler Aspekt für die Umsetzung eines Szenarios ist die Prämisse, dass es durch eine Standortschließung zu keiner Verschlechterung der Hilfsfristen im Rettungsdienst kommt. Diese Voraussetzung wurde sowohl durch den Bereichsausschuss, als auch die damit involvierten Aufsichtsbehörden des Regierungspräsidiums Freiburg und des Landratsamtes formuliert. Um zu dieser Frage valide Aussagen zu erlangen, wurde ein entsprechendes Gutachten durch den Bereichsausschuss in Auftrag gegeben. Die Zielsetzung des Gutachtens ist die Prüfung und Überplanung der Notfallrettung und notärztlichen Versorgung im Rettungsdienstbereich Lörrach unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Standortszenarien und ihren Auswirkungen auf die Hilfsfristen. Die Gutachterin wird ihre umfassenden Auswertungen dem Bereichsausschuss im Dezember darlegen. Die Klinken haben jedoch in Abstimmung mit dem Vorsitzenden des Bereichsausschusses die Ergebnisse mit Hinblick auf die Auswirkungen der Hilfsfristen der Standortszenarien zur Verfügung gestellt bekommen. Aus diesen geht klar hervor, dass eine Schließung des Standortes Rheinfelden keine Verschlechterung der Hilfsfristen zur Folge hat. Anders würde sich die Situation bei einer Schließung des Standortes Schopfheim zum derzeitigen Zeitpunkt darstellen: Es würde zu einer erheblichen Erhöhung der Bindungsdauer der Rettungsmittel kommen, die auch nicht durch andere Effekte wie beispielsweise wegfallende Verlegungsfahrten kompensiert werden kann.

Ambulante Notfallversorgung

Bei einer Analyse des Patientenaufkommens konnte festgestellt werden, dass ein Großteil des Patientenaufkommens der Notaufnahmen Rheinfelden und Schopfheim im Bereich der ambulanten Versorgung liegt und in der Regelstruktur durch die Notdienste der Kassenärztlichen Vereinigung abzudecken wäre. Anders als in Lörrach, befindet sich in Rheinfelden kein zusätzliches Angebot der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), das sich der Patienten vor Ort annimmt. Gespräche mit der KV, um ein solches Angebot zu schaffen, waren auch mit Hinblick auf die derzeitige prekäre Situation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes nicht erfolgreich. Um jedoch auch bei einer Standortschließung diesen Patienten ein Angebot vor Ort zu anzubieten und die ambulante Notfallversorgung zu sichern, werden die Kliniken in Rheinfelden eine Anlaufstelle schaffen. Gespräche zur Umsetzung wurden hierzu durch die Kliniken bereits aufgenommen.

Auswirkungen auf die Situation der Kliniken

Neben der verbesserten Versorgungstiefe der Patienten kann durch eine umgehende Umsetzung der Entscheidung für das Drei-Standortszenario auch der größte kurzfristige Beitrag zur Verbesserung der angespannten wirtschaftlichen Lage erreicht werden. Im Vordergrund steht dabei der damit verbundene Umfang des Abbaus des Fremdpersonals. Konkret beträgt das wirtschaftliche Gesamtpotenzial über 10 Millionen Euro, was auch das Potenzial des Szenarios mit zwei Standorten übertrifft.  Durch die Übernahme der eigenen Mitarbeitenden aus Rheinfelden nach Lörrach kann wieder ein stabiles Team wachsen. Die Anzahl an Fremdpersonal wird reduziert. Aufgrund diese Kosteneinsparung können z.B. neue Mitarbeitende gewonnen oder auch neue Investitionen getätigt werden.
„Da jetzt alle Fakten auf dem Tisch liegen, kann der Kreistag am Mittwoch eine Entscheidung fällen, damit die Patienten und Mitarbeitenden Klarheit haben und die Kliniken auf einen guten Weg gebracht werden“, erklärt Landrätin und Aufsichtsratsvorsitzende Marion Dammann.

Regionale Versorgungsentwicklung

Mit dem Förderprojekt „Gesund im Landkreis Lörrach - zukunftsfest versorgt“ hat sich der Landkreis Ende 2022 zudem auf den Weg gemacht, eine zukunftsfeste, integrierte und einwohnernahe Versorgung für den Landkreis Lörrach zu konzipieren. Aufgrund der sich durch die Zentralisierung des Klinikums verändernden Versorgungslandschaften insbesondere der Städte Rheinfelden und Schopfheim wurden diese als Projektpartner aufgenommen, um die sich aus der Zusammenlegung der Klinikstandorte ergebenden Herausforderungen zu adressieren. Ziel ist, die Vernetzung ambulanter und stationärer Leistungen weiter voranzutreiben und die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten auszubauen, um eine optimale medizinische Versorgung im Landkreis Lörrach zu gewährleisten.