Pressemitteilung

Bienenschutz im Fokus


Zum aktuellen Beginn der Obstblüte steht der Bienenschutz wieder voll im Fokus, können doch chemische Pflanzenschutzmittel die Bienen und somit die notwendige Bestäubung von Nahrungspflanzen beeinträchtigen. Kürzlich tagte hierzu der Bienenschutz-Ausschuss des Kreises, der eine positive Entwicklung bilanziert: In den letzten Jahren wurden keine Bienen mehr durch Pflanzenschutzmittel geschädigt, das Blütenangebot steigt und die Zahl der Imker nimmt zu.

Der Schutz der Bienen vor Schäden durch chemischen Pflanzenschutz ist eine wichtige Aufgabe des Fachbereichs Landwirtschaft & Naturschutz des Landratsamts Lörrach. Funktion des Bienenschutz-Ausschusses, zu dem auch Vertreter der Imkerverbände und der Landwirtschaft sowie der überregionale Imkerei-Berater des Regierungspräsidiums Freiburg, Bruno Binder-Kollhöfer, gehören, ist es, die Zusammenarbeit zwischen Imkerei und Landwirtschaft konstruktiv zu gestalten und Schäden an Bienenvölkern zu vermeiden.

Jeder Fall mit Verdacht auf Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel wird vom Landratsamt verfolgt. Dabei werden sowohl die toten Bienen, als auch die umstehenden Kulturpflanzen im Labor untersucht. Erhebliche Schäden durch Pflanzenschutzmittel gab es zuletzt vor elf Jahren mit dem Insektizid Chlothianidin aufgrund ungenügender Beizqualität des Saatguts und nicht mehr zeitgemäßer Sätechnik. Zwischenzeitlich ist dieses Insektizid nicht mehr zugelassen und die Sätechnik modernisiert worden. In den Folgejahren traten nur vereinzelt Verluste durch Pflanzenschutzmittel auf. Seit 2015 wurden keine Bienenschäden mehr durch Schädlingsbekämpfungsmittel im Landkreis Lörrach nachgewiesen.

„Trotz notwendiger Einsätze von bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln vor allem im Obst- und Weinbau ist die Entwicklung positiv“, resümiert Obstbauberater Klaus Nasilowski. Sowohl in der landwirtschaftlichen Beratung als auch in der Praxis hat der Bienenschutz eine hohe Priorität. Die Branche hat ein großes Interesse an der Vermeidung von Umweltschäden, aber auch an einer guten Zusammenarbeit mit der Imkerschaft.

Nicht selten geschehen auch Schäden an Bienenvölkern, in Größenordnungen von bis zu 50 Prozent. Die Ursachen liegen meist im Witterungsverlauf, in Verbindung mit dem Nahrungsangebot, dem Parasitenbefall oder dem Befall von Krankheiten. Die Bienensachverständigen der Imkerverbände prüfen die Bienenschäden zunächst vor Ort.


Mutwillige Zerstörung von Bienenvölkern


Nach Aussage von Binder-Kollhöfer gab es im vergangenen Jahr in ganz Baden-Württemberg zehn Meldungen von Imkern mit Bienenschäden, die von den Imkerverbänden in Zusammenarbeit mit den Behörden verfolgt wurden. Von diesen erhärtete sich in vier Fällen der Verdacht auf Vergiftung durch insektengiftige Substanzen. In allen untersuchten Fällen konnte eine Fehlanwendung von Pflanzenschutzmitteln ausgeschlossen werden. Es besteht stattdessen der Verdacht auf mutwillige Zerstörung.

Einer dieser Fälle ereignete sich im Kreis Lörrach. Er war einer von mehreren, bei denen Bienenstöcke zerstört, beschädigt oder vergiftet wurden. Darauf wies Norbert Uttner, Kreisobmann des Imkerverbandes Lörrach hin.

Positive Entwicklung: Mehr Blüten und mehr junge Imker


Im Ackerbau hat sich das Angebot an blühenden Pflanzen durch die Pflicht zur Einrichtung sogenannter „Ökologischer Vorrangflächen“ und durch das landesweite Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) in den letzten Jahren verbessert. Darauf wies Ackerbauberater Jochen Winkler hin. Auf fast 900 Hektar im Landkreis Lörrach standen im Rahmen dieser Maßnahmen im letzten Jahr Zwischenfrüchte, wie bestimmte Kleesorten, Grünroggen oder Raps, sowie Herbstbegrünungen auf den Äckern. Viele der Zwischenfrüchte sind als Bienenweide attraktiv. Dazu kamen rund 130 Hektar FAKT-Blühmischungen als Frühjahrs- oder Herbsteinsaat.

Insgesamt ist die Entwicklung der Honigbienenbestände im Südwesten stabil, so die Einschätzung der Imker. Dies gilt allerdings nicht für Wildbienen. Hier vermuten die Fachleute einen Rückgang, der mangels Untersuchungen jedoch nicht belegt werden kann. Die Zahl der Imker nimmt besonders in den urbanen Regionen nicht mehr ab, sondern entwickelt sich positiv. Erfreulich ist es, dass sich wieder mehr junge Leute für die Imkerei interessieren, so Uttner und Binder-Kollhöfer.