Pressemitteilung

Globale Koordinaten für den Landkreis Lörrach


Landrätin Marion Dammann bei der Vermessung des letzten Punktes zusammen mit Hans Trinler, Leiter des Fachbereichs Vermessung & Geoinformation beim Landratsamt.Als einer der ersten Landkreise in Baden-Württemberg schließt der Landkreis Lörrach die europaweit durchzuführende GPS-Neuvermessung für die Einführung eines neuen europäischen Bezugs- und Abbildungssystem mit ETRS89/UTM-Koordinaten heute ab. Das qualitativ hochwertige Ergebnis und der schnelle Abschluss, drei Monate vor Ablauf der Frist, werden durch die persönliche Aufnahme des letzten Trigonometrischen Punktes durch Landrätin Marion Dammann gewürdigt.

Der Fachbereich Vermessung & Geoinformation arbeitet seit 2006 daran, Daten in das neue europäische Bezugs- und Abbildungssystem zu überführen. Bis heute wurden dafür 12.000 in allen Gemarkungen homogen verteilt liegende Lagefestpunkte aufgenommen und kontrolliert. Bei einer Fläche von 800 Quadratkilometern (ohne der Stadt Lörrach), 34 Gemeinden, 101 Gemarkungen und topographisch anspruchsvollem Gelände mit vielen Waldflächen, waren die GPS-Messungen mit hohen Anforderungen verbunden.

Europaweit einheitliches Koordinatensystem

Hochwasserszenarien oder Grundwasserverschmutzungen im Dreiländereck können mit den bisher erhältlichen Daten nicht in einer Karte dargestellt werden. Das Problem: die Länder bedienen sich eines unterschiedlichen Koordinatensystems mit verschiedenen Bezugspunkten. Dadurch sind viele Daten nicht interoperabel. Manche liegen sogar nur analog vor. Im neuen Abbildungssystem bildet der Erdmittelpunkt den Bezugspunkt, wodurch ein einheitliches europäisches Koordinatensystem geschaffen werden kann. Die großräumige Betrachtung ermöglicht nach Fertigstellung automatisierte länderübergreifende Auswertungen.
Im kommenden Jahr werden dafür vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) in einer landesweiten Transformation alle Grenzpunkte und sonstigen Punkte im Liegenschaftskataster sowie alle weiteren Geodaten in das neue europäische Bezugs- und Abbildungssystem ETRS89/UTM überführt. Bis Ende 2017 soll die landesweite Transformation vorliegen - ab dann sind die Koordinaten des neuen Systems amtlich. Hiermit wird dann das aktuell gültige Gauß-Krüger-Koordinatensystem abgelöst.

Vorteile für Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Durch die Entwicklung Europas, der Globalisierung und neue Techniken, wie der Satellitenvermessung, werden neue Anforderungen an die Länder und an unsere Geodaten gestellt. Durch die neuen Koordinaten erhöht sich beispielsweise die Effizienz bei der Durchführung von Vermessungsaufgaben, da diese ohne vorherige Koordinatentransformation mit GPS-Messungen erfolgen können. Zusammen mit einer gemeinsamen Geodateninfrastruktur ergeben sich Vorteile für Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Im Rahmen der Geodateninfrastruktur liegen Informationen georeferenziert vor, wodurch sich neue Synergien ergeben. Auch ist der Austausch von Daten wirtschaftlicher zu bewältigen. So werden unter anderem Bebauungspläne digital und online zur Verfügung stehen.

Strecken- und Flächenverzerrungen

Bei der konformen UTM-Abbildung kommt es zu Strecken- und Flächenverzerrungen. Diese Abbildungsverzerrungen werden von den vermessungstechnischen Berechnungsprogrammen berücksichtigt.

Für Grundstückseigentümer ändert sich nichts. Andere Bereiche, wie die Land- und Forstwirtschaft sowie das Bauwesen müssen über die Auswirkungen der Einführung des Koordinatenreferenzsystems ETRS89/UTM und insbesondere über die Wichtigkeit der Berücksichtigung der Abbildungsverzerrungen informiert werden, damit auch dort die aus Koordinaten berechneten Größen (unter anderem Strecken, Flächen und Volumen) keine systembedingten Verfälschungen aufweisen.