Pressemitteilung

Jugendliche Flüchtlinge im Landkreis auf der Durchreise


Minderjähriger Flüchtling auf seiner langen Reise © fotolia - francovolpato Immer mehr Kinder und Jugendliche sind auf der Flucht vor Krieg und Gewalt und nehmen dabei jede Gefahr auf sich. Entwurzelt in der Fremde, suchen die Minderjährigen Schutz. Auf Grund der Grenzlage kommen in Lörrach mehr junge Menschen an als in anderen Landkreisen. Die meisten der jungen Menschen kommen aktuell aus Eritrea, Somalia oder Guinea und haben eine schwarze Hautfarbe. Der Landkreis hat sein Aufnahmesoll nach dem Verteilungsschlüssel des Bundes in der Aufnahmeanzahl von jungen Flüchtlingen bereits erfüllt. Deshalb werden die jungen Leute nach ersten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen zur weiteren Betreuung in andere Landkreise gebracht.

Quote zeigt Gesicht: Schicksal eines Kindes


Der erst 14-jährige Muhamad*, ein schmächtiger Junge aus Somalia, hat Schreckliches erlebt. Seine Familie wurde in Somalia wiederholt Opfer von Überfällen der Al-Shabab-Terrormiliz. Dabei wurde sein Vater getötet, Muhamad selbst erlitt einen Streifschuss am Kopf. Die Miliz verschleppte ihn in eines ihrer Trainingslager. Dort sollte er eine Ausbildung für die Durchführung von Sprengstoffanschlägen erhalten. Muhamad konnte aus dem Lager fliehen und verließ sein Heimatland. Von Somalia führte ihn sein Weg über den Sudan in den Tschad. Schlepper organisierten den Weg durch die Sahara nach Libyen. In der Wüste versagte das Transportfahrzeug, so dass sich die Flüchtlinge mühsam zu Fuß nach Libyen durchschlagen mussten. Dort angekommen, wurde er von Schleusern festgehalten, die von seiner Familie ein Lösegeld erpressten. Erst nach seiner Freilassung konnte Muhamad die gefährliche Reise in einem kleinen überfüllten Boot über das Mittelmeer antreten. Nach insgesamt sechsmonatiger Flucht traf er im Juli in Italien ein und erreichte im August schließlich die Kreisgrenze Lörrachs. In Weil am Rhein wurde er von der Polizei aufgegriffen und als sogenannter minderjähriger unbegleiteter Ausländer dem Fachbereich zur vorläufigen „Inobhutnahme“ übergeben.

Angekommen im Landkreis Lörrach – Ablauf der Inobhutnahme


Nach der Übergabe werden die jungen Flüchtlinge sofort zur medizinischen Erstuntersuchung ins Krankenhaus gebracht. Die jungen Menschen sind meist völlig erschöpft. Viele haben durch die schwierigen Umstände auf der langen Flucht gesundheitliche Probleme. Nach der ärztlichen Erstversorgung kommen die Jugendlichen dann in eine Aufnahmestelle des Landkreises. Es ist für viele das erste Mal seit Langem, dass sie in einem eigenen Bett schlafen können und eine warme Mahlzeit bekommen. In der Einrichtung findet dann ein ausführliches Erstgespräch statt. Dabei klären Mitarbeiter des Fachbereichs Jugend & Familie mittels Dolmetschern unter anderem die Familiensituation, Verwandtschaftskontakte und Schulbildung. Viele der Minderjährigen tragen durch das erlebte Leid tiefe Wunden an Leib und Seele mit sich. Deshalb achten die Mitarbeiter im Erstgespräch auch auf mögliche Traumatisierungen. In der Aufnahmestelle werden mit den jungen Menschen Programme zur Freizeitgestaltung durchgeführt sowie erste Sprach- und Kulturkenntnisse vermittelt. Nach einem Zeitraum von etwa drei bis vier Wochen werden die jungen Flüchtlinge dann durch das Land auf andere Landkreise, je nach Quotenstand, in oder außerhalb von Baden-Württemberg verteilt. Auch Muhamad muss in Kürze den Landkreis Lörrach wieder verlassen. Wohin, das steht meist erst kurz vor der Abreise fest. Es bleibt die Hoffnung, dass er an seinem neuen Ziel gut aufgenommen wird und nach den schrecklichen Erlebnissen zur Ruhe kommt, damit die Integration beginnen kann.

Aufnahmezahlen im Landkreis


Im Landkreis Lörrach sind in diesem Jahr bereits knapp 500 minderjährige Flüchtlinge ohne Eltern und Familie aufgenommen und weiter verteilt worden. Dauerhaft hat der Landkreis die Aufgabe, etwa 100 junge minderjährige Flüchtlinge, welche dem Landkreis zugewiesen wurden, zu versorgen und sie hier zu integrieren. Die zuständigen Mitarbeiter des Landratsamts sind auf Grund der bisherigen Erfahrungen sehr zuversichtlich, dass dies gelingen wird. In der Mehrzahl handelt es sich um freundliche, wissbegierige junge Menschen, die sich integrieren wollen. Und wie jeder Jugendliche auf der Welt, egal welcher Hautfarbe, haben auch sie ihre Träume, Hoffnungen und Erwartungen an das Leben. Der vor ihnen liegende Weg ist steinig, weshalb sie die Anleitung und Unterstützung der Mitarbeiter des Fachbereichs und die Akzeptanz der Bürger benötigen.

*Name wurde geändert