Pressemitteilung

Platz für Flüchtlinge nicht ausreichend


Nach Verzögerungen ist es nun so weit: Die neuen Räume für die Asylbewerberunterkunft in Rheinfelden sind bezugsfertig und bieten ab dieser Woche weiteren Platz für 96 Flüchtlinge, der dringend benötigt wird. In jedem der 32 Zimmer werden bis zu drei Personen vorübergehend leben; Küchen und sanitäre Anlagen stehen zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Die Zimmer in den mobilen Wohneinheiten sind für die Menschen vorgesehen, die dem Landkreis Lörrach von der Landesaufnahmestelle in Karlsruhe monatlich neu zugewiesen werden. „Mit den insgesamt knapp 400 Plätzen ist die Obergrenze der Einrichtung allerdings absolut erreicht“, betont Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella.
 
Auch wenn die zusätzlichen Plätze etwas Entspannung in die beengte Wohnsituation auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft bringen, werden diese der aktuellen Entwicklung bei den Asylbewerberzahlen nicht mehr gerecht: Der Landkreis muss ab Oktober monatlich etwa 45 Neuzugänge unterbringen. Bei gleichbleibender Zugangs- und Abgangssituation werden bis zum Jahresende 2014 zu den derzeit vorhandenen 420 Unterbringungsplätzen noch etwa 400 weitere benötigt.
 
Die „große Herausforderung“ gemeinsam stemmen
 
Aufgrund der jüngsten Entwicklung sucht der Landkreis weitere Unterbringungsmöglichkeiten in seinen Städten und Gemeinden, die bereits einen Aufruf von Landrätin Marion Dammann erhalten haben, den Landkreis bei dieser „großen Herausforderung“ zu unterstützen. Gesucht sind Grundstücke, die sich zur Aufstellung von mobilen Wohneinheiten eignen, oder bestehende Gebäude, die zur Umnutzung als Asylbewerberunterkunft geeignet sind. Mit der seit September bezogenen Zweigstelle in Todtnau ist erst der Anfang gemacht. Das Prinzip der zentralen Unterbringung in größeren Einheiten, das die allgemeine Versorgung und zusätzliche Angebote durch bestehende Infrastrukturen einfacher macht, tritt damit zunächst in den Hintergrund. Wenn nicht rechtzeitig ausreichend Unterbringungsplätze gefunden werden, ist auch im Landkreis Lörrach die vorübergehende Unterbringung in Turnhallen nicht ausgeschlossen.
 
Der Landkreis sucht außerdem dringend Privatwohnungen für Menschen, die die Unterkunft verlassen dürfen. Die Landrätin bittet deshalb alle potentiellen Vermieterinnen und Vermieter, freie Wohnungen im Landkreis zu melden. Ansprechpartnerin beim Sachgebiet Aufnahme & Integration ist Frau Slivka, Telefon 07621/410-5142. Mietverträge können auf ausdrücklichen Wunsch auch mit dem Landkreis geschlossen werden. Werden keine passenden Wohnungen gefunden, müssen die Menschen den kreisangehörigen Städten und Gemeinden zur Anschlussunterbringung zugewiesen werden.
 
Insgesamt wurden seit Beginn des Jahres 200 Menschen aufgenommen, davon 179 Neuzugänge und 21 Folgeantragsteller, die bereits während eines früheren Asylverfahrens im Landkreis untergebracht waren. Die Hauptherkunftsländer sind derzeit Kosovo, Russland, Pakistan, Serbien und Afghanistan. Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien sind nicht dabei (Stand: 30.09.2013). Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Situation in absehbarer Zeit entspannen wird: Die Prognosen für die kommenden Jahre sagen aus, dass bis einschließlich 2017 Platz für rund 1200 Menschen vorhanden sein muss.
 
Freizeitangebote sorgen für ein „gutes Klima“
 
Aufgrund der angesprungenen Zugangszahlen kann der ursprüngliche Plan, nach Bezug der neuen Wohneinheiten zwei Altgebäude abzureißen, nicht realisiert werden. „Die Gebäude sind längst abgewohnt, das muss man einfach klar sagen“, gibt Thomas Vollbrecht, Leiter des Sachgebiets Aufnahme und Integration beim Landratsamt Lörrach, zu bedenken. Doch die Heimleiterin Petra Mayer und ihre Mitarbeiterinnen machen wie immer das Beste aus der Situation und sind sich einig, dass „hier trotz allem eine familiäre Atmosphäre und insgesamt ein gutes Klima herrscht“. 
 
Mit rund 400 Menschen wird es in der Schildgasse künftig recht beengt zugehen. Umso wichtiger ist deshalb das Beschäftigungs- und Freizeitangebot für die Bewohnerinnen und Bewohner, das dank der engagierten Sozialbetreuerinnen und einigen Ehrenamtlichen in den letzten Monaten deutlich ausgebaut wurde. So gibt es zum Beispiel neben einem Cafébetrieb mehrere Deutschkurse, eine betreute PC- und Internetwerkstatt, Gitarrenunterricht, einen Spielecontainer für Kinder, einen Friseur, gemeinsame Projekte zum Anlegen kleiner Nutzgärten und einmal monatlich ein Frauenfrühstück.
 
Besonders wichtig für die Menschen – gerade für Jugendliche – sind die zahlreichen Angebote außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft: Sei es Klettern im Kletterkubus Rheinfelden oder im Weiler Impulsiv-Freizeitcenter, berufsbezogene Sprachkurze der Ifas Lörrach, Fussballspielen in Grenzach, Theaterspielen im Tempus Fugit, Besuche im Jugendhaus oder ein Modeprojekt für Mädchen im „Schatzkästlein“. Seinesgleichen sucht das Angebot der Gewerbeschule Rheinfelden, den Hauptschulabschluss zu machen.
 
„Ich denke, wir sind im Vergleich zu anderen Landkreisen sehr gut aufgestellt, was die Möglichkeiten für die Asylbewerber anbetrifft“, stellt Sozialdezernentin Zimmermann-Fiscella fest. „Mein herzliches Dankeschön gilt deshalb all denen, ohne deren Engagement die meisten Projekte nicht zustande gekommen wären“, so die Sozialdezernentin. Als besonders wichtiger Partner des Landkreises sei der Freundeskreis Asyl zu nennen, der einiges an Finanzierungen ermögliche.