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Vorbereitet sein auf den Ernstfall: Landratsamt und Jägerschaft üben Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Landkreis


Bereits seit einigen Jahren breitet sich die sogenannte Afrikanische Schweinepest (ASP) immer weiter aus und kommt derzeit vor allem in Norddeutschland vor. Mittlerweile ist die Seuche aber auch in Baden-Württemberg angekommen: Im Mai dieses Jahres tauchte das Virus erstmals in einem Betrieb im Landkreis Emmendingen auf. Es hat nochmals vor Augen geführt, dass diese schwerwiegende Tierseuche auch bei uns jederzeit auftreten kann. Eine hochansteckende Tierkrankheit wie die ASP ist zwar für den Menschen ungefährlich, kann jedoch immenses Tierleid verursachen und führt fast immer zum Tod des Tieres. Für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet ein infizierter Tierbestand zudem einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Um schnell auf einen Ausbruch der ASP reagieren zu können, gibt es daher schon seit längerem landesweite Krisenpläne, wie in einem solchen Fall vorgegangen werden muss.

Im Landkreis Emmendingen konnte durch rasches Handeln aller Beteiligen ein Ausbreiten der Tierseuche aus einer Freilandhaltung in die freie Wildbahn glücklicherweise verhindert werden. Um schnell reagieren und die erforderlichen Maßnahmen umsetzen zu können, wenn es nötig wird, wurde am 15. November 2022 auch erstmals im Landkreis der Ernstfall gemeinsam mit der Jägerschaft des Landkreises geprobt. Die groß angelegte ganztägige Tierseuchenübung wurde vom Veterinäramt des Landkreises organisiert und fand im Forstrevier Minseln statt. Vor Ort waren neben Vertretern der Jägerschaft des Landkreises seitens des Landratsamts auch die Bereiche Vermessung, Forst sowie der Katastrophenschutz vertreten.

Das Szenario: Zwei mutmaßlich an der Afrikanischen Schweinepest verendete Wildschweine mussten gesucht, auf den Erreger beprobt und schließlich fachgerecht geborgen werden. Ein Tier lag verdeckt im Wald, das andere auf offener Fläche. Zum Einsatz kamen dabei echte Wildschweinkadaver von kürzlich natürlich verendeten Tieren. Das definierte Übungsgelände umfasste 5.000 Quadratmeter Wald und 10.000 Quadratmeter offenes Gelände.

Für die kommissarische Leiterin des Veterinäramts, Dr. Christine Pemsel-Tritschler, stand bei der Übung vor allem das funktionierende Zusammenspiel aller Akteure im Vordergrund: „Um ein derartiges Seuchengeschehen schnell und wirkungsvoll bekämpfen und eindämmen zu können, müssen alle Beteiligten sorgfältig vorbereitet sind und an einem Strang ziehen. Jeder muss wissen, was er zu tun hat. Darum ist es entscheidend für den Erfolg einer solchen Übung, dass alle Fachleute aus dem Veterinärwesen, Landwirtschaft, Forst, Jägerschaft und dem Katastrophenschutz eng zusammenarbeiten. Mir ist es dabei ganz besonders wichtig, ein solches Szenario konkret und unter möglichst realistischen Bedingungen durchzuspielen. Nur so können wir im Ernstfall effektiv und rasch handeln.“

Zwei Suchmethoden kamen bei der Übung zum Einsatz: Der Wildschweinkadaver im Wald wurde mit zwei Hundegespannen des Fachbereichs Waldwirtschaft gesucht. Jeweils ein Hundeführer und ein Jäger begleiteten die Hunde. Für die Suche auf freiem Feld kamen erstmals Drohnen zum Einsatz, eine mit hochauflösender Kamera des Fachbereichs Vermessung beim Landratsamt und eine mit Wärmesensor, die vom Verein Rehkitzrettung e.V. zur Verfügung gestellt wurde. Sofern das Gelände für die Kameras der Drohnen gut einsehbar ist, ermöglichst das nicht nur das schnelle Absuchen großer Gebiete in kurzer Zeit, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Restkörperwärme von Tieren zu erfassen.

Beide Kadaverfundorte wurden von den Bergungsteams „georeferenziert“, also mithilfe von GPS markiert, um im Ernstfall den Fundort für die weiteren Schritte der Tierseuchenbekämpfung zielsicher wiederzufinden.

Im zweiten Teil der Übung mussten die aufgespürten Wildschweine nun zunächst von den Tierärzten beprobt werden. Dafür werden den Tieren Blut- und Gewebeproben entnommen, um sie im Labor auf die Afrikanische Schweinepest zu untersuchen. Das ist in diesem Fall auch für Tierärzte keinesfalls banal, denn der Krankheitserreger, das ASPI-Virus, ist äußerst robust und im Zweifel noch viele Monate nach dem Tod des Tieres ansteckend. Nicht nur muss daher der kontaminierte Boden rund um den Kadaver desinfiziert werden, auch die Kleidung der Arzt- und Bergungsteams kann kontaminiert sein. Um das Virus nicht versehentlich auch außerhalb des Fundorts weiterzuverbreiten, müssen alle Teams, die direkt mit dem Kadaver in Berührung kommen, Schutzanzuge, Handschuhe und einen Schuhschutz tragen. Nach dem Einsatz muss die Schutzkleidung noch direkt vor Ort sicher in einem dafür vorgesehenen Müllbeutel entsorgt werden. Denn eine Unachtsamkeit hier kann im schlimmsten Fall bedeuten, das Virus an ganz andere Orte weiterzutragen – mit im schlechtesten Fall unabsehbaren Folgen. Das Gleiche gilt selbstverständlich bei der Bergung des toten Tieres: Bei der sogenannten „Entwesung“ des Fundorts wird mit Branntkalk oder geeigneten Desinfektionsmitteln und mit der Reinigung und Desinfektion aller Gerätschaften versucht, kein kontaminiertes Material unkontrolliert weiterzutragen – ein wichtiges, aber aufwendiges Vorgehen, das ebenso Übung und Routine erfordert.

Dr. Pemsel-Tritschler zieht eine positive Bilanz des Übungstags: „Mit dem Ergebnis der Übung können wir zufrieden sein. Es hat sich gezeigt, dass die Suche mit Hunden im Wald sehr effizient ist und auch die Drohnentechnologie künftig eine äußerst wertvolle Unterstützung ist und großes Potenzial hat. Die Kolleginnen und Kollegen des Landratsamts, aber auch die Jägerinnen und Jäger haben großes Engagement und Professionalität gezeigt. Dennoch wird es aus meiner Sicht wichtig sein, auch künftig solche und ähnliche Krisenszenarien weiter zu üben, um im Fall der Fälle ein eingespieltes Team an der Hand zu haben.“