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Landschaftspflegetag für Neuntöter und Arnika


Südöstlich von Schönau liegt das „Windfeld“: eine typische Allmendweide, die über viele Jahrhunderte den Menschen im Tal als gemeinschaftlich genutztes Weidegebiet während des Sommers diente. Kürzlich trafen sich dort Mitarbeitende des Biosphärengebiets Schwarzwald (BSG) und des Landschaftserhaltungsverbandes Lörrach e.V. (LEV), um die Verbuschung in einem Teilbereich zurückzudrängen sowie um gemeinsame Ziele zu besprechen und Ideen zu entwickeln.

„Normalerweise sind die Landwirte und ihre vierbeinigen Helfer die wichtigsten Akteure auf der Fläche, während unsere Aufgabe die Beratung, Koordinierung und Finanzierung der Offenhaltung auf naturschutzfachlich hochwertigen Flächen ist. Heute wollen wir aber selber Hand anlegen“, erklärt Tilman Baum, seit Februar stellvertretender Geschäftsführer beim LEV. Insbesondere junge Birken stellten dort eine Herausforderung dar: Würden die jungen Bäumchen einfach nur abgeschnitten, wüchsen nach zwei Jahren fünf bis zehn Stämme aus dem selben Wurzelstock. Daher würden mit Ausreissen und Ringelung der Bäume neue Methoden ausprobiert, um das Zuwachsen der Flächen nachhaltig in den Griff zu bekommen.

Mitarbeitende von Landschafterhaltungsverband (LEV) und Biosphärengebiet auf dem Windfeld bei Schönau. Foto: Sven Kraft

Wie Christoph Huber vom BSG erläutert, ist die Offenhaltung der Weidfelder des südlichen Schwarzwaldes und insbesondere des oberen Wiesentals eines der Kernanliegen des Biospährengebietes. Ohne die spezifische und seit Jahrhunderten praktizierte Form der Weidetierhaltung wären die Flächen mit wenigen Ausnahmen komplett bewaldet, und auch heute sind die Flächen durch Nutzungsaufgabe unrentabler Flächen einerseits und Nutzungsintensivierung andererseits bedroht. Dazu kommen Trockenheit und Hitzestress durch den Klimawandel. „Dabei ist das Gebiet nicht nur aus ästhetischer und landschaftsgeschichtlicher, sondern auch aus naturschutzfachlicher Sicht von besonderer Bedeutung. Die mageren Weidfelder sind eng verzahnt mit Wäldern, Bächen, kleinen Mooren und trockenen Steinhaufen und formen somit ein Mosaik verschiedenster Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere. Hier lebt beispielsweise der seltene Neuntöter, ein Vogel, der der seine Nahrung an Dornenbüschen aufspießt. Auch die gelben Blüten der Arnika sind hier noch relativ häufig zu beobachten“, erklärt Huber.

Der seltene Neuntöter findet auf den Weidfeldern des oberen Wiesentals noch geeigneten Lebensraum. Foto: Dietmar Nill

Es sei daher ein großer Verdienst der Landwirte im oberen Wiesental, dass sie durch ihre Bewirtschaftung diese Entwicklungen zum Teil aufhalten oder zumindest verlangsamen. Sie dabei bestmöglich zu unterstützen und mit ihnen gangbare Wege und Mittel zu finden, ist das gemeinsame Ziel von BSG und LEV. Durch individuelle Beratung von Landwirtschaft Betreibenden und Kommunen, finanzielle Unterstützung aus Mitteln der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) und die Erarbeitung von zukunftsweisenden Konzepten arbeiten sie an der langfristigen Sicherstellung und Entwicklung dieser wertvollen Natur- und Kulturlandschaft. Durch gemeinsame Landschaftpflegetage wollen Mitarbeitende der beiden Institutionen auch zukünftig ihre enge Kooperation stärken. Zudem sei angedacht, ab 2023 auch vermehrt öffentliche Landschaftspflegetage anzubieten, um möglichst vielen Menschen die Schönheit und Bedeutung der Weidfelder näherzubringen.