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Frostnächte vernichten große Teile der Ernte


Erfrorene Aprikosen Erfrorene Kirschen Die Spätfröste der vergangenen Woche führten zu katastrophalen und fast flächendeckenden Schäden im Obst- und Weinbau. Nach Einschätzung vieler betroffener Landwirte erlebte das Markgräfler Land damit das schlimmste Spätfrostereignis seit 1974. Das Land Baden-Württemberg prüft zurzeit Hilfsmöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene.

In den Nächten vom 20., 21. und 22. April fielen die Temperaturen auf Werte zwischen minus einem bis minus vier Grad Celsius. Trockenheit und Wind verstärkten die Wirkung des Frostes. Nur wenige Lagen mit einem günstigen Lokalklima waren von dem Ereignis weniger betroffen. Durch die außergewöhnlich warme Witterung im März und April war die Entwicklung der Pflanzen zu diesem Zeitpunkt bereits weit fortgeschritten, ein bis zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel. So waren Früchte, wie Kirschen, Zwetschgen, Erfrorene Reben Aprikosen und Birnen, bereits am Wachsen, als sich der Frost über die Vegetation legte. Die kleinen Früchte nehmen schon bei Temperaturen unter minus einem Grad Celsius Schaden. Deswegen gab es bei diesen Kulturen in fast allen Regionen des Landkreises Totalausfälle zwischen 80 und 100 Prozent.


Landwirte wirtschaftlich hart getroffen



Anbauberater Klaus Nasilowski erklärt, dass das tatsächliche Ausmaß der Schäden im Obstbau erst in etwa drei Wochen sichtbar wird. Bis dahin werden alle geschädigten Früchte abgefallen sein und man wird erkennen können, was das Frostereignis überlebt hat. Im Weinbau werden sich die Qualität des Neuaustriebes und die Vitalität der Stöcke ebenfalls erst in einigen Wochen zeigen.

Alle Landwirte, die auf Obst und Weinbau spezialisiert sind, werden in diesem Jahr wirtschaftlich stark betroffen sein, so die Einschätzung des Fachbereiches Landwirtschaft im Landratsamt Lörrach. Am härtesten wird es die Vollerwerbsbetriebe treffen, die auf Einkommen aus diesen Kulturen angewiesen sind. Viele haben bereits Saisonarbeitskräfte für die kommenden Pflege- und Erntearbeiten eingestellt. In die bestehenden Kulturen wurde bereits investiert. Auch bei einem zu erwartenden Ernteausfall müssen die Kulturen weiter gepflegt werden. Um die Pflanzen gesund zu erhalten, empfiehlt die überregionale Pflanzenschutzberatung einen reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen.

Nach Beurteilung von Nasilowski wird ein weitgehender Ausfall der Ernte diese Saison existentiell treffen. Bereits die Jahre 2015 und 2016 waren für viele Obstbauern infolge von niedrigen Erzeugerpreisen, Wetterextremen und steigenden Lohnkosten verlustreiche Jahre.


Geringeres Obstangebot für den Verbraucher



Für den Verbraucher wird dies zu einem stark verminderten Angebot von regional erzeugtem Obst in diesem Jahr führen, vermutet Nasilowski. Gleichzeitig wird aus den privaten Gärten und Obstwiesen ebenfalls nur wenig Obst geerntet werden können.

Das Frostereignis traf nicht nur den Landkreis Lörrach, sondern den gesamten süddeutschen Raum, die Schweiz, Österreich und Südtirol sowie das nördliche Frankreich. In Belgien, den Niederlanden und in Nord- und Ostdeutschland ist zumindest teilweise ebenfalls mit Ertragseinbußen zu rechnen. Deswegen ist im Lebensmittelhandel mit einem reduzierten Angebot von Obst aus Europa zu rechnen.

Im Detail: Schäden im Obst- und Weinbau



Apfelbäume befanden sich zum Teil noch in Blüte, zum Teil bereits in der Fruchtentwicklung. Da an manchen Bäumen späte Blüten im Kroneninneren den Frost überleben können, ist das Ausmaß des Schadens noch nicht voll abschätzbar. Er ist jedoch auf jeden Fall erheblich und liegt vermutlich zwischen 60 und 80 Prozent.

Die Erdbeeren erlebten den Frost – je nach Kultur - im Stadium der aufgehenden bis abgehenden Blüte. Ein Teil der Kulturen konnte durch Folientunnel und intensive Frostschutzberegnung gerettet werden, in den restlichen Kulturen sind ebenfalls Blüten und Fruchtansätze zerstört worden.

In den Reben traf der Frost die bereits rund zehn Zentimeter langen Neuaustriebe. Je nach Sorte und Lage starben zwischen 30 bis 100 Prozent dieser Austriebe ab. Mögliche Nachtriebe aus den Weinstöcken werden nicht mehr in befriedigendem Ausmaß Trauben bilden können. Mit einer erheblich reduzierten Weinernte ist deswegen zu rechnen.

Ähnliche Schäden zeigen zurzeit die Walnussbäume - auch hier sind die Neuaustriebe an den meisten Bäumen abgestorben und mit ihnen die Blüten. Die Bäume werden ein zweites Mal austreiben, jedoch in diesem Sommer keine Früchte mehr entwickeln.

Auch die wachsenden Himbeerruten sind meist an den Spitzen geschädigt. In der Regel wird durch Rückschnitt ein Teil der Ernte gerettet werden können.

Im Gemüsebau kamen einzelne Kulturen wie Bohnen, Grünspargel oder Salate zu Schäden. Insgesamt handelt es sich hier um begrenzte Ausfälle.