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Neue Studie des Landkreises: Hausärztliche Versorgung in Zukunft gefährdet?


Hausärztliche Versorgung Die Grundproblematik ist lange bekannt: In Deutschland fehlt es an Hausärzte-Nachwuchs, so auch im Landkreis Lörrach. Junge Mediziner haben heute andere Ansprüche an das Leben und an die Arbeit als Hausarzt. Nach einer neuen Studie zur hausärztlichen Versorgung im Landkreis Lörrach werden mindestens 30 Ärzte in den nächsten Jahren die Praxis aufgeben. Bei fehlender Nachbesetzung wird die Arbeitsbelastung der bereits voll beanspruchten Ärzte noch höher. Weitere Schließungen sind zu befürchten. Zuständig für die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung ist die Kassenärztliche Vereinigung, die den Landkreis mit 152 Hausärzten derzeit noch gut versorgt sieht.

Ende letzten Jahres hatte der Kreistag das Gremium der Kommunalen Gesundheitskonferenz damit beauftragt, eine Bedarfsanalyse zur hausärztlichen Versorgung im Landkreis Lörrach zu erheben, um sich zeitig mit der Problematik auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden. Derzeit befragt der Landkreis alle Hausärzte nach ihrer Sicht der Versorgungssituation. Mit den gewonnenen Daten soll auch die zukünftige Entwicklung der Versorgung abgeschätzt werden.

Zwischenergebnisse der Studie zeigen, dass im Vergleich zum baden-württembergischen Durchschnitt die hiesigen Hausärzte älter sind und eher in Einzel- als in Gemeinschaftspraxen arbeiten. Letztere sind jedoch einfacher wiederzubesetzen. Für zwei ausscheidende Ärzte würden drei Neue benötigt, um die Versorgung auf dem gleichen Niveau zu halten, alarmiert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Das würde für den Landkreis bereits heute einen zusätzlichen Bedarf von 48 Ärzten bedeuten, postuliert die neue Studie.

Aus der Analyse resultiert ferner, dass zwar das Obere Wiesental gut versorgt ist, aber die Region Schopfheim an der Grenze zur Unterversorgung liegt. „Je ländlicher die Region und je kleiner die Praxis, desto schwieriger die Nachfolge“, resümiert Dr. Johannes Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.

Perspektive Hausarzt – Handlungsoptionen und Ziele



Um die hausärztliche Versorgung im Landkreis auch in Zukunft zu sichern, müssen Anreize für die Ausbildung zum Hausarzt (Facharzt für Allgemeinmedizin) geschaffen werden. Ein wichtiges Signal dafür ist die ab Sommer ausgeschriebene und neu eingerichtete Stelle für eine Professur Allgemeinmedizin an der Universitätsklinik Freiburg. Der Landkreis unterstützt außerdem den Aufbau eines regionalen „Kompetenzzentrums Allgemeinmedizin“ in Freiburg, um jungen Ärzten eine Niederlassung als Hausarzt in Südbaden zu erleichtern.

Auch Kommunen können sich bei einer anstehenden Übergabe frühzeitig vermittelnd engagieren, für sich werben sowie Unterstützung für den nachfolgenden Arzt anbieten. Der Landkreis ist der Initiative „Perspektive Hausarzt“ beigetreten, um potentiellen jungen Hausärzten die Attraktivität des Landkreises zu präsentieren. Die Aktion wird vom Hausärzteverband und der Kassenärztlichen Vereinigung angeboten und offeriert Praxisbörsen, Beratung und Werbeaktionen für Ärzte. Weitere Informationen sind zu finden unter www.perspektive-hausarzt-bw.de.

Die diesjährige Gesundheitskonferenz tagt öffentlich am 24. Juni im Landratsamt, begleitet von einer Gesundheitswoche. Weitere Informationen zur Gesundheitskonferenz stehen unter www.loerrach-landkreis.de/gesundheitskonferenz bereit.

Hintergrundinformation:


Im Landesgesundheitsgesetz wurde festgeschrieben, dass die Kommunale Gesundheitskonferenz auch in Fragestellungen zur medizinischen Versorgung beraten, koordinieren und vernetzen soll. Im Rahmen dessen entwickelt sie entsprechende Ziele und gibt bei Bedarf Empfehlungen ab.
Die Analyse zur hausärztlichen Versorgung im Landkreis Lörrach wird von der Arbeitsgruppe "Medizinische Versorgung" behandelt, welche aus der Gesundheitskonferenz entstanden ist. Die Geschäftsstelle der Gesundheitskonferenz koordiniert und unterstützt diese Arbeit.