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Zehn Jahre Kreisarchiv Lörrach – vom Leseraum zum Scanzentrum


Historische Quellenarbeit: Christiane Valerius-Mahler und Oliver Uthe im Kreisarchiv (Foto©Landratsamt Lörrach)Mit der Eröffnung des Lese- und Nutzerraums im Herbst 2009 trat das Lörracher Kreisarchiv ins Licht der Öffentlichkeit. Anlässlich des nun zehnjährigen Jubiläums richtete das Lörracher Archiv – als jüngste Einrichtung im Lande – kürzlich erstmals die Tagung der 35 baden-württembergischen Kreisarchive aus.

„Rückblickend waren die letzten zehn Jahre – vom bescheidenen Anfang bis zur heutigen zwölfköpfigen Mannschaft – eine äußerst spannende Zeit. Die Aufgabenvielfalt wuchs und wurde komplexer. Ein Archiv bedeutet eben nicht nur, verstaubte Akten zu verzeichnen. Als Gedächtnis des Landkreises bewahren wir unsere Geschichte – zunehmend digital“, so Kreisarchivar Oliver Uthe, der das Archiv im Landratsamt von Beginn an leitet.


Kombination aus Pflicht und Kür


Das letzte noch fehlende Kreisarchiv in Baden-Württemberg wurde 2009 eingerichtet, um Archivaufgaben nachzukommen und Kultur auf Kreisebene zu fördern. Als Startschuss gilt der Verkauf des kreiseigenen Winzerbetriebs „Schlossgut Istein“. Das mit dem Erlös angelegte Fondskapital ermöglicht seitdem eine intensive und langfristig angelegte Kulturförderung im Landkreis. Als 80 Prozent-Stelle für den Aufbau des Kreisarchivs, die Leitung der Registratur und die Betreuung des neuen Kulturfonds budgetiert, wurden im ersten Jahr auch ein Leseraum eröffnet und die Dienstbibliothek aufgebaut.

Kreisarchiv wächst mit der Digitalisierung


Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich aus der Teilzeitstelle das Sachgebiet „Kultur & Archiv“. Es gibt ein Haupt- und zwei Außenmagazine. Das Archivtandem besteht seit diesem Jahr aus 1,5 Stellenanteilen. Das Registraturteam besteht aus 3,4 Stellen, verteilt auf fünf Mitarbeiter. Für Digitalisierungsarbeiten teilen sich fünf Mitarbeiter 3,8 Stellen im Scanteam. Zusammen kümmern sich alle um 5.800 Aktenmeter in der Zentralregistratur, um die Reduzierung der Altregistratur durch Aktendigitalisierung, die Erfassung der Kleindenkmale im Geoinformationssystem, die Verwahrung der Kunstsammlung des Landkreises, die Pflege der historischen Ortsdossiers, grenzüberschreitende Ausstellungen und Kontakte, regelmäßige Treffen mit Kollegen aus den benachbarten Kommunalarchiven und die jährliche Ausschüttung von Kulturfördermitteln (abhängig vom Zinsertrag zwischen 10.000 und 25.000 Euro).

Aktuelle Herausforderungen sind der Start von DIMAG 2021 (Digitales Magazin des Landesarchivs Baden-Württemberg), die Einrichtung eines selbständigen Archiv- und Kunstmagazins, das bisher bei der Registratur untergebracht ist, sowie die Erstellung und Online-Präsentation des Bibliothekskatalogs.

Baden-Württembergs Kreisarchivare erstmals zu Besuch in Lörrach


Regelmäßig treffen sich die Kreisarchivare Baden-Württembergs – dieses Jahr erstmalig im Landratsamt Lörrach. Thema der von Professor Wolfgang Sannwald aus Tübingen und Kreisarchivar Oliver Uthe geleiteten Sitzung war die Kulturförderung auf Landkreisebene. Eine erste regionale Bestandsaufnahme dazu erfolgte bereits im März 2019 in Freiburg. Dort referierten acht Landkreise im Sprengel des südbadischen Regierungspräsidiums über ihre Projekte und Förderrichtlinien. Bei der Sitzung in Lörrach präsentierten vier schwäbische Kreisarchive innovative Wege in der Kulturarbeit. Zur Diskussion standen Konzepte für die künftige Kulturpolitik, mit übergreifenden Themen wie „Digitale Welten“, „Neue gesellschaftliche Bündnisse“ und „Kunst und Kultur im ländlichen Raum“.

Hintergrund: Was macht das Kreisarchiv?


Das Kreisarchiv speichert als Gedächtnis des Landkreises Lörrach alle Unterlagen von bleibendem Wert. Dazu übernimmt, bewertet und erschließt das Archiv fortlaufend die Akten und elektronischen Dateien der Verwaltung. Das Kreisarchiv sorgt – nachdem das Schriftgut von der Registratur übernommen und bewertet wurde – für die dauerhafte Aufbewahrung der Unterlagen, wie Urkunden, Akten, Karten, Pläne und Fotos unter bestmöglichen Lagerungsbedingungen. Dies geschieht nach den geltenden archivgesetzlichen Bestimmungen und unter Beachtung des Datenschutzes. Zur besseren Nutzung der Bestände werden sogenannte Findbücher erstellt und eine Datenbank gepflegt. Hinzu kommt die vereinzelte Aufnahme von regionalgeschichtlich bedeutsamen Privat-, Vereins- oder Firmenarchiven. Weiter erteilt das Kreisarchiv schriftlich und mündlich Auskunft bei geschichtlichen Anfragen und berät die Archivnutzer bei ihren Recherchen.

Einen ersten Einstieg für Heimatforscher bietet die regionalgeschichtliche Literatur im Leseraum des Kreisarchivs. Herzlich willkommen sind alle Bürger, Schüler und Geschichtsinteressierte, die sich näher über ihren Heimatort oder die wechselvolle Geschichte der Regio informieren wollen. Der Leseraum befindet sich in der Palmstraße 3 in Lörrach und hat dienstags, mittwochs und donnerstags, jeweils von 8 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 13.30 bis 17.30 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.