Pressemitteilung

Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ abgeschlossen


Pressemitteilung des Naturpark Südschwarzwald:

Südschwarzwald – Die zunehmenden extremen Trockenjahre haben auch im Südschwarzwald die Bedeutung eines verbesserten Wassermanagements aufgezeigt. Ein beispielhaftes Projekt im Naturpark Südschwarzwald widmete sich nun der Frage, welche konkreten Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts und der Speicherleistung in der Landschaft beitragen können.

Bei dem im Juni 2020 gestarteten Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ führte der Naturpark Südschwarzwald eine Machbarkeitsstudie durch, bei der es um verbessertes Management von Wasser geht. Ziel dieser Studie war es, Empfehlungen zur Umsetzung von konkreten Maßnahmen aufzuzeigen, die dazu geeignet sind, die aufgrund des Klimawandels verstärkt im Winterhalbjahr anfallenden Niederschlagsmengen zurückzuhalten und in der Landschaft und den Böden zu speichern. Dieses Wasser soll dann zu einem späteren Zeitpunkt – insbesondere im Frühsommer und Sommer – für Menschen, Tiere und Pflanzen verfügbar gemacht werden.

Die Ergebnisse des Vorhabens wurden mit dem Projektende diesen Juni im Rahmen einer Abschlussveranstaltung in Kurhaus Bernau vorgestellt. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Verbänden sowie beteiligte und interessierte Landwirtschaftsbetriebe informierten sich zu möglichen Ansätzen, basierend auf einem Beispielbetrieb. Für diesen in Bernau ansässigen Hof wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie verschiedene Maßnahmen entwickelt. Insbesondere wurde der Fokus hierbei auf die Verbesserung des Wassermanagements in der Landwirtschaft und im Wald gerichtet.

Zahlreiche politische Vertreterinnen und Vertreter sowie Fachleute waren zu Gast, um die rund 100 Besucherinnen und Besucher zu begrüßen. Im Rahmen dessen wurde die Notwendigkeit des Projekts und der daraus resultierenden Ergebnisse auf den verschiedenen politischen Ebenen herausgestrichen. Besonders eindrücklich war das Beispiel der Krunkelbachhütte am Herzogenhorn, die im Trockensommer 2018 von der freiwilligen Feuerwehr mehrfach mit Wasser versorgt werden musste. Auf überregionaler Ebene wurde außerdem die Katastrophe im Ahrtal als warnendes und eindrückliches Beispiel für die Bedeutung des Wassermanagements in der Landschaft erwähnt.

Landwirtin Anja Baur zeigt eine sogenannte Retentionsmulde auf ihrer Weide im Bernauer Hochtal. Hier wird auf natürliche Weise Wasser gespeichert.

Im weiteren Verlauf wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie durch Dr. Axel Weinreich vom Expertenbüro „unique land use“ (Freiburg) sowie Dr. Harald Wegner von „Fischer-Teamplan“ (Köln) dargestellt. Basierend auf Klimaprojektionen wurden Niederschlagsmengen sowie die relevanten Faktoren wie Oberflächenabfluss, Verdunstung und Wasserspeicherkapazität im Boden berechnet. Gemeinsam mit Praxispartnern, insbesondere sieben landwirtschaftlichen Betrieben im Naturpark Südschwarzwald, wurden entsprechende Maßnahmen entwickelt und analysiert. Diese zielten unter anderem darauf ab, den Oberflächenabfluss zu verzögern beziehungsweise zu verhindern, was beispielsweise durch Heckenpflanzung, Agroforstmaßnahmen und verbesserte Wasserableitungen beim Wegebau gelingen kann. Wesentlich sind auch die Verminderung von unproduktiver Verdunstung sowie die Erhöhung des Wasserspeichers der Böden durch Humusaufbau, um einen zeitverzögerten Basisabfluss zu erreichen. Darüber hinaus ging es grundsätzlich darum, den gesamten Wasserbedarf in Land- und Forstwirtschaft zu reduzieren, was durch entsprechende Kultur- und Sortenwahl oder Tröpfchenbewässerung erreicht werden kann.

Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes 23 Umsetzungsmaßnahmen entwickelt, die auf lokale Situationen angepasst werden können. In verschiedenen Kombinationen und unter Berücksichtigung der jeweiligen jährlichen Niederschlagsmenge kann von April bis Oktober bis zu 17 Prozent mehr Wasser im Boden verfügbar werden. Außerdem kann die Anzahl an jährlichen Trockentagen um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Hierbei spielt die Erhöhung natürlicher Wasserspeicher im Vergleich zu künstlichen Systemen (zum Beispiel Zisternen) eine essenzielle Rolle. Wie die anschließend vorgestellten Ergebnisse aus dem bayerischen Projekt „boden:ständig“ zeigten, bedarf es bei der Umsetzung vor allem einer starken lokalen Betreuung und flexibler Lösungsansätze. Die Ergebnisse wurden im Anschluss aus verschiedenen Blickwinkeln im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Landtagsabgeordneten Reinhold Pix, dem Präsidenten des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands, Berhard Bolkert, Landwirtin Anja Baur sowie der Weideberaterin des Landratsamtes Lörrach, Dr. Sonja Amann, unter Moderation durch den Geschäftsführer des Naturpark Südschwarzwald e. V., Roland Schöttle, intensiv diskutiert. Am Nachmittag fand eine Exkursion auf den Grünlandflächen des Beispielbetriebs von Frau Baur in Bernau statt, um die Maßnahmen vor Ort zu veranschaulichen. Künftig sollen die Ausführungen in eine konkrete Umsetzung überführt werden, wie auch Signale aus der Politik deutlich machten.

Das Projekt wurde finanziert vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Schwarzwaldmilch, NaturEnergie und aquavilla.

Alle weiterführenden Unterlagen zum Projekt können auf der Homepage des Naturparks Südschwarzwald abgerufen werden: https://www.naturpark-suedschwarzwald.de/eip/pages/landschaft-als-wasserspeicher.php