Pressemitteilung

Ergebnisse zum Jahresprojekt „Nachhaltige Rindfleischproduktion“


Seit einem Jahr ist der Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Lörrach e.V. (LEV), vertreten durch Simona Moosmann, Geschäftsführerin des LEV und Nebenerwerbslandwirtin, in einer europaweiten Arbeitsgruppe mit 20 Experten aus 15 Ländern zum Thema nachhaltige Rindfleischproduktion aktiv. Der entsprechende (englischsprachige) Abschlussbericht der Arbeitsgruppe ist nun online verfügbar. Die Ausarbeitungen sollen als Grundlage für weitergehende Forschungs- und Projektanträge dienen, für die im Bericht Vorschläge benannt sind.

Eine extensive Rinderweide im Landkreis Lörrach. Foto: LEV Landkreis Lörrach, Simona Moosmann

Ziel der internationalen Arbeitsgruppe war es, Visionen für Europa zu entwickeln, wie nachhaltig produziertes Rindfleisch vom Nischen-Lebensmittel zum Standard-Produkt werden kann. So diskutierten und entwickelten Landwirte, Wissenschaftler und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen entsprechende Ideen. Es wurden Herausforderungen, Best-Practice-Beispiele und Forschungs- und Innovationsbedarfe bearbeitet, auf Grund von Covid 19 ausschließlich online. Initiiert und begleitet wurde der Prozess durch die europäische Agrar-Innovationsplattform der EU Kommission.

Ein sehr dringliches Thema über alle Landesgrenzen hinweg ist die Schlachtung: In ganz Europa befürchten die Experten einen weiteren Rückgang dezentraler Schlachtmöglichkeiten. Vor allem für kleine landwirtschaftliche Betriebe wird es dadurch immer schwieriger, tiergerecht und kostengünstig zu schlachten. Im Abschlussbericht ist neben anderen Beispielen daher auch die Initiative „Schlachtung mit Achtung“ aus dem Landkreis Lörrach genannt. Sie dient als internationales Vorzeigeprojekt.

Ein großes europäisches Problem ist die fehlende gesellschaftliche Anerkennung für die vielen positiven Nebeneffekte einer nachhaltigen Rindfleischproduktion. Dazu gehört der erhebliche Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, zum Tierwohl, zum Landschaftsbild, zum Klimaschutz und vielem mehr. Aus diesem Grund beschäftigte sich die Gruppe auch intensiv mit der Produktkettenentwicklung und Vermarktung. Die Erzeugergemeinschaft „Bio Weiderind“ aus dem Südschwarzwald dient hier als Best-Practice-Beispiel aus der Region. Alle Experten waren sich einig: Eine ökologisch sinnvolle und tiergerechte Rindfleischproduktion muss durch die Konsumenten gewürdigt werden und für die landwirtschaftlichen Betriebe auch ökonomisch nachhaltig sein. International beschäftigen sich viele Initiativen mit Aufklärungskampagnen für einen bewussteren Fleischkonsum mit der klaren Botschaft „Weniger Masse – mehr Qualität“.

Ein kontroverses Thema war die große Abhängigkeit der produzierenden Betriebe von öffentlichen Fördergeldern. Neben der Unterstützung durch Subventionen müssen nachhaltig agierende Betriebe wieder einen höheren Anteil ihres Einkommens aus dem Verkauf der hochwertigen Produkte generieren können. Auch das gelingt nur durch eine gesteigerte Wertschätzung der Produkte bei den Konsumenten. Dazu wurden die Schwerpunktthemen Kommunikation mit den Konsumenten sowie Zertifikate und Marken bearbeitet. Die Experten hoben dabei besonders die Gefahr von irreführender Werbung und die Schwierigkeit der eindeutig erkennbaren Abgrenzung zu wirklich nachhaltigen Rindfleischprodukten hervor.

Aus der Arbeitsgruppe heraus bildete sich außerdem ein globaler Zusammenschluss, die „Global Grassfed Alliance“. Diese Gruppe tauscht sich regelmäßig in informellem Rahmen zu einer Fleischproduktion auf Basis von Gras- und Heufütterung mit Weidegang aus.

Simona Moosmann resümiert: „Im Ergebnis zeigt sich unter anderem, dass es europaweit mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede bei den Herausforderungen auf diesem Weg gibt. Und das Engagement in all diesen Bereichen zeigt: Es geht weiter! Wir können auch international viel voneinander lernen und uns gegenseitig in dem Anliegen unterstützen, mehr nachhaltig produziertes Rindfleisch auf die europäischen Teller zu bringen.“

Der Abschlussbericht der internationalen Arbeitsgruppe zur Entwicklung und Stärkung nachhaltiger Rindfleischproduktion in Europa ist verfügbar unter: https://ec.europa.eu/eip/agriculture/en/publications/eip-agri-focus-group-sustainable-beef-final-report