Pressemitteilung

Von Waldumwandlung, Borstgrasrasen und Jakobs-Kreuzkraut


Fortbildung Natura 2000 Ist Wald gleich Wald? Und was passiert mit der Artenvielfalt, wenn sich dieser ausbreitet? Diese und weitere Fragen wurden bei einer kürzlich stattgefundenen Fortbildung im Rahmen des Programms für die Sicherung des europäischen Naturerbes „Natura 2000“ geklärt. Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörden, Landwirtschaftsbehörden und Landschaftserhaltungsverbände Baden-Württembergs trafen sich hierfür im Südschwarzwald. In Schönau und Präg wurden die zentralen Themen „vereinfachtes Verfahren zur Waldumwandlung“, Lebensraumtypen Borstgrasrasen und Bergmähwiese sowie Giftpflanzen, wie Adlerfarn und Jakobs-Kreuzkraut, anschaulich behandelt.

Vereinfachtes Verfahren zur Waldumwandlung
Tilmann König vom Referat 82 des Regierungspräsidiums Freiburg erklärte anhand des ausgewählten Exkursionsgebietes das Problem der Sukzession im Südschwarzwald auf Weidfeldern. In den letzten Jahrzehnten haben sich in naturschutzfachlich wertvollen Offenlandgebieten Waldsukzessionen entwickelt, die heute im Sinne des Landeswaldgesetzes und der Rechtsprechung Wald sind. Diese natürlich entstandenen Waldsukzessionsflächen sollen zugunsten der Biodiversität sowie seltener Tiere und Vögel dauerhaft entfernt werden. König erläuterte, wann ein Verfahren zur vereinfachten Waldumwandlung möglich ist, beispielsweise bei Flächen mit Lebensraumtypen nach europäischer Richtlinie oder bei kartierten Biotopen. In diesen Fällen hat der Naturschutz Vorrang vor der Erhaltung von Wald. Das Verfahren setzt eine intensive Zusammenarbeit vor Ort zwischen Forst, Naturschutz und Landwirtschaft voraus. Sonja Müller-Mitschke vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, die verantwortlich an dem Erlass gearbeitet hatte, stellte die Ziele und die Voraussetzungen zur Anwendung vor.

Geteilte Meinung über Weidfeld in Schönau
Am Windfeld in Schönau konnten an einem Weidfeld exemplarisch alle Schwierigkeiten gezeigt werden, denen ein Landwirt bei der Bewirtschaftung gegenübersteht. Dieses Weidfeld gehört der Gemeinde, ist umgeben von Wald, weist zahlreiche unterschiedliche Strukturen wie Felsen, Heiden, Steinriegel, nasse Rinnen, Gebüsche und Wäldchen sowie große Flächen mit Borstgrasrasen auf. Für Naturschützer handelt es sich um ein besonders zu erhaltendes Areal, für den Landwirt Manfred Knobel aus Aitern stellt sie jedoch eine der schwierigsten zu bearbeitenden Flächen dar. Knobel, der mit Rindern und Ziegen bewirtschaftet, wird hier ein hoher Einsatz an Handarbeit abverlangt. Dr. Diethild Wanke vom Fachbereich Landwirtschaft erläuterte diesbezüglich die Vorgaben der Landwirtschaft, insbesondere die landwirtschaftliche Nutzfläche betreffend. Sigrid Meineke vom Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lörrach und Tilmann König präsentierten ferner verschiedene Sukzessionsstadien und wie damit verfahren wurde.

Gefährdete Lebensraumtypen im Oberen Wiesental
Am Schweinebuck in Präg, ein ökologisch sehr wertvolles Weidfeld mit ausgedehnten Borstgrasrasen, dem zentralen Lebensraumtyp im Oberen Wiesental, wurde dessen Artenzusammensetzung im Detail vorgestellt.
Ein weiteres wichtiges Thema der Fortbildung war der Lebensraumtyp Bergmähwiesen, der vom Institut für Botanik und Landschaftskunde präsentiert wurde.

Kreuzkraut vor der Blüte ausstechen, um eine Gefährdung zu vermeiden
Beim Weidfeld Stieg in Geschwend wurden die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von Jakobs-Kreuzkraut durch Dr. Seither erklärt. Landwirt Dietmar Falger schilderte seine Erfahrungen mit dem Kreuzkraut, das er jährlich vor der Blüte aussticht, um eine Gefährdung der Rinder zu vermeiden. Meineke berichtete von den guten Erfahrungen bei der frühzeitigen Mahd des Adlerfarns.

Die zweitägige Fortbildung wurde durch den Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lörrach (LEV), die Landesanstalt für die Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Räume (LEL), die Landesanstalt für Umweltschutz (LUBW) und das Landwirtschaftliche Zentrum Aulendorf (LAZBW) organisiert.