Pressemitteilung

Landkreis Lörrach startet Projekt "Breitbandstrategie"


Mit einer Strategie und konkreten Planungen für optimierte Anschlussmöglichkeiten der Kommunen im ländlichen Raum an eine leistungsstarke Breitbandversorgung will der Landkreis Lörrach den Landkreiskommunen helfen, die in diesem Bereich vorhandenen Defizite aufzulösen. Am vergangenen Dienstag fand im Forum der Sparkasse Lörrach der offizielle Start des neuen Breitbandprojekts des Landkreises Lörrach statt. Die Veranstaltung stieß bei den Kommunen auf großes Interesse. Neben vielen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern begrüßte der Erste Landesbeamte Walter Holderried auch zahlreiche Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher. „Dass wir bei unserer Informationsveranstaltung fast 50 kommunale Vertreterinnen und Vertreter begrüßen konnten, hat mich überrascht und sehr gefreut. Es zeigt mir, welch zentrale Bedeutung das Thema für unsere Kommunen hat“, so der Erste Landesbeamte.
 
In der Informationsveranstaltung des Landkreises wurde den Kommunen verdeutlicht, dass leistungsfähige Breitbandversorgung nicht nur ein Standortfaktor, sondern mittlerweile zur Schlüsselinfrastruktur geworden ist. „Kommunen ohne Anschluss ans breitbandige Internet sind nicht nur für Unternehmen und Freiberufliche, sondern auch für die Wohnbevölkerung unattraktiv. Schnelle Datenleitungen gehören heutzutage zum zeitgemäßen Lebensstandard der Bevölkerung", sagte Holderried. Er prognostiziert gravierende Folgen insbesondere für den ländlichen Raum im Falle einer nicht ausreichenden Breitbandversorgung. Leide dieser doch schon unter den Folgen des demographischen Wandels und strukturellen Veränderungen unter anderem in der Landwirtschaft.
 
Die zukunftsorientierte Betrachtung des Themas und die Vorstellung der Projektstrategie wurden von Prof. Dr. Fritz Steimer von der Hochschule Furtwangen verdeutlicht, der den Landkreis bei seinen Breitbandplanungen berät. Anwendungsszenarien wie Cloud-Computing, 3D Fernsehen, interaktives Fernsehen, Telemedizin um nur einige zu nennen, werden den Breitbandbedarf kurz- bis mittelfristig weiter steigern. Reichte im Jahr 1985 noch eine Bandbreite von 1 Kbit/s aus, so werden bereits in wenigen Jahr Bandbreiten im Bereich von 100 MBit/s erforderlich sein - Tendenz weiter steigend. „Diesen künftigen Entwicklungen werden wir uns nur durch ein nachhaltiges, möglichst auf Glasfaser basierenden Breitbandnetzes stellen können", so Prof. Dr. Steimer. Wer jetzt nicht die Weichen für die Zukunft stelle, den werde das Sprichwort „Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen" einholen, prognostiziert Steimer.
 
Um den Gemeinden diesen Schritt Richtung Zukunft zu erleichtern, plant der Landkreis eine Strategie für eine kreisweite, zukunftsfähige Breitbandinfrastruktur. Insellösungen in den Kommunen sollen zu einem flächendeckenden Handlungskonzept ergänzt werden. Lückenschlüsse sollen ergänzt und Cluster für Gemeinden mit ähnlichen Ausgangsvoraussetzungen geschaffen werden. Schließlich kann man sich auch Lösungen vorstellen, in denen mehrere Gemeinden gemeinsam als Nachfrageeinheit am Markt auftreten. Für das Handlungskonzept des Landkreises werden Fördermittel des Landes beantragt.
Der Erste Landesbeamte appellierte in der Veranstaltung nachdrücklich an die Gemeinden, die geplante Breitbandstrategie nach Kräften zu unterstützen - nur gemeinsam könne das Ziel für eine kreisweite Verbesserung der Situation erreicht werden.
 
Anhand eines Erfahrungsberichts wurde den Anwesenden das überaus erfolgreiche, kommunale Breitbandprojekt der Gemeinde Dischingen auf der Ostalb im Landkreis Heidenheim (rd. 4400 Einwohner, 13 Ortsteile) vorgestellt. Die dortige Hauptamtsleiterin Martha Neufischer führte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eindrucksvoll vor Augen, wie eine kleinere Gemeinde im strukturschwachen ländlichen Raum in relativ kurzer Zeit über eine extrem leistungsfähige Breitbandversorgung verfügen kann - leistungsfähiger sogar als die der dortigen Kreisstadt.
 
Mit großem Interesse verfolgten die Gemeindevertreter auch die Vorstellungen der LTE-Planungen im Landkreis, die ein Vertreter von Vodafone vorstellte. "Nicht überall wird die Verlegung von Glasfaser möglich sein", so ist sich der Erste Landesbeamte sicher. Die LTE-Technik kann hier als echte Alternative gesehen werden in Bereichen, wo Glasfaser nicht realisierbar sein wird.
 
 
Hintergrundinformationen
In den vergangenen Jahren konnten kontinuierlich Verbesserungen in der Breitbandversorgung in den Kommunen im Landkreis Lörrach erreicht werden. Im Kreisgebiet ist die Versorgungslage mit leistungsstarken Internetverbindungen aber immer noch uneinheitlich und nicht ausreichend.
 
Stand vor einigen Jahren noch die Sicherung der Grundversorgung mit breitbandigem Internet im Vordergrund, so gilt es nun, sich auf künftig deutlich höhere Bandbreiten von 50 bis 100 MBit/s vorzubereiten. Das Zauberwort der Zukunft heißt Glasfaserinfrastruktur. Als einzige konkurrenzlose Infrastruktur wird diese die Breitbandanforderungen von Unternehmen und Endkunden in Zukunft decken können.
 
Mit zeitgemäßer Breitbandinfrastruktur ausgestatteten Gebieten in den städtischen Bereichen des Landkreises stehen schlechter versorgten Bereichen in schwierigen topographischen Lagen gegenüber. Bereits im Jahr 2008 hat der Landkreis den Handlungsbedarf bei der Internetversorgung im ländlichen Raum erkannt.
 
In einem Pilotprojekt des Landes wurde der Ist-Situation erhoben und gemeindespezifische Optimierungsvorschlägen erarbeitet. Einige Landkreiskommunen setzen diese Lösungsansätze und Empfehlungen bereits mit viel Engagement um. Das neue Projekt hat nun zum Ziel, bestehende Lücken zu schließen und für die einzelnen Kommunen maßgeschneiderte Lösungen zu finden, um eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen.