Pressemitteilung

Chemie-Altlasten: weiterer Handlungsbedarf festgelegt


Bei einem Treffen der Altlastenbewertungskommission des Landes im Landratsamt erörterten die Teilnehmer den aktuellen Sachstand für die drei Altlastenflächen Hirschackergrube in Wyhlen, Kesslergrube in Grenzach und Lippsgrube in Weil am Rhein - Haltingen. Die Experten berieten über den weiteren Handlungsbedarf im Zusammenhang mit den laufenden und geplanten Sanierungen. Während die Kommission für die Lippsgrube keinen Sanierungsbedarf sieht, konnten für die Kessler- und Hirschackergrube weitere Maßnahmen festgelegt werden.
Die Kommission setzt sich aus Experten der Bodenschutz- und Altlastenbehörde des Landkreises, der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz sowie des Regierungspräsidiums Freiburgs, inklusive des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau zusammen.
 
Bei den drei betroffenen Altlastflächen handelt es sich um ehemalige Kiesgruben, die Mitte des letzten Jahrhunderts mit Erdaushub und Bauschutt, aber auch mit Abfällen der chemischen Industrie gefüllt wurden.
 
Kesslergrube: Bereits im Sommer 2011 hatte die Kommission beschlossen, dass die Kesslergrube in Grenzach aufgrund nachgewiesener Grundwasserbelastungen saniert werden muss. Im Auffüllungsmaterial finden sich Erdaushub, Bauschutt, Haus- und Gewerbemüll sowie Abfälle der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Unmittelbar im Bereich der Grube wurden im Grundwasser erhöhte Konzentrationen von industrierelevanten Stoffen wie Chlorbenzole, aromatische Amine, Ammonium und andere, nur zum Teil identifizierbare Chemikalien in geringer Konzentration festgestellt. Da sich im Abstrom der Kesslergrube keine Trinkwassernutzung befindet, besteht jedoch keine unmittelbare Gefährdung. Die Ablagerungen stammen aus der ortsansässigen Industrie, von Müllfuhrunternehmen und der Gemeinde.
 
Die beiden Industriefirmen Roche Pharma AG Grenzach und BASF Grenzach GmbH hatten bereits signalisiert, die Sanierungskosten vollumfänglich zu tragen. Die Roche Pharma AG Grenzach übernimmt dabei die Sanierung des westlichen Teils der Grube, die BASF Grenzach GmbH hingegen den östlichen Teil.
Die Unternehmen hatten zwei verschiedene Ingenieurbüros damit beauftragt, mögliche Sanierungsvarianten auszuarbeiten und diese auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich der Kriterien Eignung, Wirksamkeit, Effektivität und Umweltverträglichkeit einzuschätzen. Die Kommission überprüfte und bewertete die umfangreichen Dokumente ausführlich. In den Gutachten werden mehrere Sanierungsvarianten vorgeschlagen und miteinander verglichen.
 
Die Firmen beabsichtigen, bei der Sanierung unterschiedliche Wege zu gehen. Roche hat entschieden, den westlichen Teil der Grube vollständig auszuheben und das Aushubmaterial extern zu entsorgen. Schätzungsweise 120.000 Kubikmeter belasteter Boden sollen dabei im Schutz einer Zelthalle ausgebaggert, bei Bedarf vorbehandelt, und in geschlossenen Spezialcontainern verpackt per Eisenbahn zu spezialisierten Entsorgungsanlagen transportiert werden. Die Grube soll anschließend mit sauberem Erdmaterial verfüllt werden und dabei der jetzige Geländeverlauf an das Landschaftsbild angepasst werden. Die Ingenieure gehen davon aus, dass insgesamt vier Jahre vom Beginn der Sanierungsarbeiten bis zum Abschluss benötigt werden.
 
Der östliche BASF-Flächenanteil ist zu etwa zwei Drittel durch Industriegebäude und die industrielle- und kommunale Kläranlage überbaut, zudem verlaufen Leitungen im Untergrund. Ein Aushub kommt hier unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht in Frage, da die Kläranlage ohne Einschränkungen in Betrieb bleiben muss, um die Reinigung des Abwassers der Gemeinde Grenzach-Wyhlen und der BASF zu erfüllen.
 
Die BASF plant deshalb den östlichen Teil komplett durch eine 800 Meter lange, 20 bis 30 Meter tiefe und ein Meter dicke unterirdische Dichtwand sowie einer Oberflächenabdichtung einzukapseln. Damit wird sichergestellt, dass keine Schadstoffe ins umgebende Grundwasser gelangen können. Zusätzlich sollen in der Grube dauerhaft Pumpbrunnen installiert werden. Mit diesem Entwässerungssystem wird unter anderem sichergestellt, dass gegebenenfalls unterirdisch einströmendes Grundwasser abgepumpt und einer Reinigungsanlage zugeführt wird. Nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten, für die schätzungsweise ein bis zwei Jahre benötigt werden, ist ein umfangreiches und dauerhaftes Überwachungsprogramm vorgesehen, um die Dichtheit ständig zu überprüfen und zu kontrollieren.
 
"Die Kommission ist sich einig: sowohl der Aushub, als auch die Abdichtung sind geeignet, einen weiteren Schadstoffeintrag ins Grundwasser zu verhindern. Damit sind beide Sanierungsvarianten zielführend, rechtmäßig und genehmigungsfähig", so Dr. Lutz, Fachbereichsleiter Umwelt des Landkreises und Kommissionsmitglied.
In der Sitzung gaben die Kommissionsmitglieder beiden Firmen deshalb grünes Licht, mit den Arbeiten weiterzufahren. Beide Gutachten werden demnächst auf den Internetseiten des Landkreises Lörrachs der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Firmen werden nun bis Ende dieses Jahres weitere Detailplanungen vorlegen, die in ein umfangreiches Genehmigungsverfahren führen. Die Bauarbeiten könnten dann, je nach Dauer des Genehmigungsverfahrens, im Sommer 2014 starten.
 
Von beiden Sanierungsvarianten ausgeschlossen ist derzeit der Bereich parallel zur Emil-Barell-Straße. Hier soll zukünftig die neue Bundesstraße B34 verlaufen. Bisher vorliegende Erkundungen und Gutachten haben gezeigt, dass dort vorwiegend Erdaushub, Bauschutt und mineralisierter Hausmüll lagert und somit wohl kein Sanierungsbedarf besteht. Dies wird derzeit durch ein Ingenieurbüro nochmals ausführlich überprüft, erst dann wird eine endgültige Beurteilung möglich sein.
 
Hirschackergrube: Diese Fläche befindet sich bereits in der Sanierung, da im Grundwasser Belastungen im Wesentlichen mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) festgestellt wurden. 65.000 Tonnen Bodenmaterial wurden im Jahr 2009 ausgehoben. Darüber hinaus wurde eine Grundwasserreinigungsanlage installiert, die ebenfalls seit 2009 im Betrieb ist. Ein Ingenieurbüro hatte zudem den Auftrag, anhand neuester Untersuchungsmethoden zu überprüfen, ob neben CKW noch andere sanierungsrelevante Verunreinigungen durch Spurenstoffe im Grundwasser vorliegen. Sieben weitere chemische Stoffe konnten die Gutachter im Grundwasser nachweisen. Die Stoffe werden durch die bestehende Grundwasserreinigungsanlage miterfasst und aus dem Grundwasser entfernt.
Auf Basis aktueller Messdaten hat die Kommission entschieden, dass die Grundwasserreinigungsanlage weiter in Betrieb bleibt, um auch diese Stoffe aus dem Abstrom der Grube zu eliminieren. Die Fachleute schätzen, dass dies Grundwasserreinigungsanlage noch weitere drei bis fünf Jahren in Betrieb sein wird.
 
Lippsgrube: Keinen weiteren Sanierungsbedarf konnten die Kommissionsmitglieder für die Altlast Lippsgrube in Weil am Rhein-Haltingen feststellen, die mittlerweile durch Industrie- und Gewerbebetriebe überbaut ist. Vom Landratsamt Lörrach beauftragte Gutachter sollten die Grundwasserfließrichtung unterhalb der Grube nochmals präzisieren und Grundwasserproben nach neuesten analytischen Methoden untersuchen. Das Grundwasser, so wurde jetzt bestätigt, wird durch einen unterirdischen Drainagekanal gefasst, welcher dann in den Rhein mündet. Festgestellt werden konnte auch, dass aus der Lippsgrube keine Stoffe in erhöhten oder gar gesundheitsgefährdenden Konzentrationen in den Kanal und damit in den Rhein gelangen. Eine Sanierung ist somit überflüssig. Das Wasser im Drainagekanal wird jedoch in den nächsten Jahren weiter kontrolliert, da man sicher gehen möchte, dass sich diese Untersuchungsergebnisse auch in Zukunft bestätigen.