Pressemitteilung

„Wir brauchen die jungen Leute“


Die zu Beginn des Jahres von Landrätin Marion Dammann auf die Reise geschickte Friedenstaube für das „Menschenrecht auf Arbeit“ hat nun alle Stationen bei den Partnern des Projekts „Ausbildung durch Praktikum“ (AdP) durchlaufen. Mit der Bronze-Plastik des Landshuter Künstlers Richard Hillinger würdigte der Landkreis das Berufsorientierungsprogramm und seine Unterstützer, die seit drei Jahren Jugendliche erfolgreich beim Einstieg in die heutzutage nicht immer einfache Berufswelt begleitet. „Die Initiative hilft jungen Menschen ihren Weg zu finden und schafft damit eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“, begründet Thomas Heß von der Bildungsregion des Landratsamts die Würdigung.
 
Der Erfolg der Initiative ist vor allem auf das umfangreiche Netzwerk zurückzuführen: Neben den sieben „Kümmerern“ von AdP, die den Acht- bis Zehntklässlern an Haupt-, Werkreal- und ausgewählten Realschulen zur Seite stehen, gehören die Schulen selbst, zahlreiche Unternehmen der Region sowie die Lörracher Agentur für Arbeit zu den Partnern des Projekts. Letztere stellt mit 200.000 Euro auch die Hälfte der finanziellen Mittel, die für die Förderung der jungen Erwachsenen zur Verfügung stehen.
 
Nachdem die Taube eine Zeit lang den AdP-Mitarbeiter, auch „Kümmerer“ genannt, in deren Büros über die Schulter schaute, verbrachte sie einige Wochen bei der Einrichtung Leben+Wohnen in Tumringen, der stellvertretend für die beteiligten Unternehmen die Anerkennung zuteilwurde. Weitere Station war bei der Gerhard-Jung-Schule in Zell, die im Namen aller AdP-Partnerschulen im Landkreis das Kunstwerk empfing.
 
Seinen letzten Aufenthalt hatte der bronzene Vogel bei den Berufsberatern der Arbeitsagentur, wo mit dem Beratungsleiter Günter Michel der „eigentliche Initiator des ganzen Projekts“ sitzt, wie Heß bei der feierlichen Übergabe betonte. Laut Michel sei jeder Schulabgänger mit einem vermittelten Ausbildungsplatz nicht nur als Erfolg für diesen persönlich, sondern für die Gesellschaft ein Gewinn gesehen werden müsse. Denn der Landkreis habe mit knapp über zwei Prozent zwar eine der geringsten Arbeitslosenquoten unter Jugendlichen bundesweit, doch mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel steht für Michel fest: „Wir brauchen die jungen Leute.“
 
Der Fachkräftemangel macht sich besonders in Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen wie etwa bei Leben+Wohnen bemerkbar, wo Bereichsleiterin Marion Hauche viel Energie in Nachwuchsgewinnung für die anspruchsvolle Arbeit von Altenpflege oder Heilerziehung investiert. Um auch diejenigen für eine Ausbildung zu gewinnen, die noch keine klare Vorstellung über ihre berufliche Zukunft haben, sucht das Unternehmen mit AdP regelmäßig nach Jugendlichen, die in Probepraktika die Gelegenheit haben, ihre Fähigkeiten zum Beispiel im Umgang mit Menschen auszuprobieren.
 
Dank eines durch AdP vermittelten Praktikums hat auch Seren, Schülerin an der Gerhard-Jung-Schule, sich einen Ausbildungsplatz zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentin gesichert, die ohne die Kontakte der „Kümmerer“ zur regionalen Wirtschaft gar keine Vorstellung von den möglichen Berufsfeldern hatte. „Die Klassenlehrer kennen die Stärken ihrer Schülerinnen und Schüler am besten, wissen aber auch um Verbesserungspotential“, berichtet Schulleiter Clemens Theilacker. Somit sei die Zusammenarbeit von Lehrern und AdP-Mitarbeitern ein wichtiger Erfolgsfaktor, bestätigt auch Kümmerer Oliver Schreiber. „Die Gerhard-Jung-Schule leistet hierin vorbildliche Arbeit“, so Schreiber.
 
Die beste Bestätigung für die Anstrengungen der Beteiligten dürfte sein, dass laut Günter Michel immer mehr Jugendliche von sich aus auf das AdP-Team zukommen. Umso wichtiger sei es, das bis Ende 2014 befristete Programm „Ausbildung durch Praktikum“ auch danach weiterführen zu können. Vielleicht hilft bei der Akquise der erforderlichen Fördergelder ja die Stipvisite der Friedenstaube, die nach einem Jahr Mission „Recht auf Arbeit“ nach Artikel 23 der UN-Menschenrechtserklärung wieder zurück in die Hände ihres Erschaffers wandert. Der Künstler Hillinger hat 30 Friedenstauben kreiert, die jeweils einem der insgesamt 30 Artikel der Konvention gewidmet sind. Er übergibt diese an Persönlichkeiten aus Politik und öffentlichem Leben, um an die Bedeutung der Menschenrechte zu erinnern.