Pressemitteilung

„Unser Dorf hat Zukunft“: Oberhof und Holzen mit hoher Punktzahl


Beim Kreisentscheid des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ hat Oberhof, Ortsteil der Gemeinde Murg im Landkreis Waldshut, 87 von 100 möglichen Punkten erzielt. Mit 84 Punkten an zweiter Stelle steht Holzen, Ortsteil der Stadt Kandern im Landkreis Lörrach. Aufgrund der guten Bewertungen hat die Kommission entschieden, beide Dörfer für den Bezirksentscheid zu empfehlen, der auf der Ebene des Regierungsbezirks Freiburg im kommenden Jahr stattfinden wird.
 
In den jeweils zweistündigen Ortsbegehungen konnte sich die elfköpfige Kommission ein detailliertes Bild der beiden Bewerber machen, die sich – nach einhelliger Meinung der Beteiligten – anhand der vom Land Baden-Württemberg vorgegebenen Kriterien hervorragend präsentierten. So gelinge es Oberhof durch seine integrative Vereinskultur beispielhaft, Generationen zu verbinden und Neubürger schnell in die Gemeinschaft aufzunehmen. In Holzen beeindruckten die Kommission vor allem die phantasievollen Gestaltungsideen, die sich sehr gut in das Gesamtbild des Dorfes einfügten. „Jede der beiden Ortschaften hat mit einer Vielzahl vorbildlicher Projekte für sich geworben. Wir konnten uns davon überzeugen, wieviel dort in den letzten Jahren mit großem bürgerschaftlichem Engagement umgesetzt wurde“, sagte Ulrich Hoehler, Dezernent für Ländlichen Raum im Landratsamt Lörrach und Vorsitzender der Kommission. Die Kommission setzte sich aus Vertretern der Landkreise Lörrach und Waldshut zusammen, da für die beiden Bewerber ein kreisübergreifender Entscheid organisiert wurde. „Unabhängig von der Platzierung im Wettbewerb haben beide Kandidaten bereits heute ein Stück Zukunft gewonnen“, so Hoehler.
 
 
Weitere Informationen
 
Bewertung Oberhof
„Vom Mit-einander zum Für-einander“ lautet der Leitsatz der Ortschaft Oberhof. Dieser Geist einer lebendigen Dorfgemeinschaft war bei der Begehung deutlich zu spüren. Dabei hat sich die 750 Einwohner fassende Ortschaft von einem landwirtschaftlichen Dorf zu einer modernen Wohngemeinde entwickelt. Heute wirtschaften noch drei Landwirte im Haupterwerb in der Ortschaft. Ein Bäcker und eine Reihe kleiner Dienstleistungsbetriebe betreiben die Nahversorgung im Dorf. Mit dem Musik- und Kulturlokal „Cafe Verkehrt“ und dem dazugehörigen Förderverein hat Oberhof auch überregionale Ausstrahlung erlangt.
 
Das außerordentlich vielfältige Vereinsleben und das starke bürgerschaftliche Engagement im Ort sprechen den Großteil der Einwohner an. Modernen Vereinen wie „Lebendiges Oberhof“ und „Gesund und Fit in Oberhof“ gelingt es in vorbildlicher Weise, Generationen zu verbinden und Neubürger zu integrieren. Durch eine starke Vernetzung der Vereine und Einrichtungen mit den Nachbarorten und Partnerschaften zu den gleichnamigen Dörfern in der Schweiz und in Thüringen pflegt die Dorfgemeinschaft auch Kontakt nach außen. Eine Besonderheit ist die „Jungbürgerfeier“, zu der jährlich alle 18-Jährigen im Dorf eingeladen werden.
 
Oberhof hatte bereits im Jahr 1997 im Kreisentscheid „Unser Dorf soll schöner werden“ des Landkreises Waldshut gesiegt. Seitdem wurden mehrere damals angegangene Projekte verwirklicht, darunter der Bau einer Mehrzweckhalle, der „Thimoshalle“. Durch die Sanierungen des Waldsportpfads, des Naturlehrpfads, des Thimosweihers und des Grillplatzes mit bürgerschaftlicher Beteiligung entwickelte sich das Landschaftsschutzgebiet Thimos zu einem beliebten Naherholungsziel für die gesamte Hochrheinregion. Mit dem hochwertigen Neubau der St.-Antonius-Kapelle an der dem Heiligen St. Antonius geweihten Quelle ist der Bürgerschaft mit Hilfe von Spendengeldern ein weiteres Vorzeigeprojekt gelungen.
 
Einige der ehemaligen landwirtschaftlichen Höfe im Ort wurden behutsam saniert und helfen so, den Charakter eines Schwarzwald-Dorfes zu bewahren. Aber auch die moderneren Häuser zeigen sich meist mit attraktiven Gärten und fügten sich gut in das Gesamtbild des Dorfes ein. Die großzügige, verkehrsberuhigte Ortsmitte mit Ortsverwaltung, Kindergarten, ehrenamtlich geführter Bücherei, Spielplatz, Mehrzweckhalle, Jugendraum und Feuerwehr ist vollständig im Gemeindeeigentum und fördert die Dorfgemeinschaft.
 
Bewertung Holzen
Ein besonderer Markgräfler Ort ist das „lebendige Künstler- und Storchendorf“ Holzen. Obwohl abseits der Hauptstraßen im Feuerbachtal gelegen, ist das Dorf in der ganzen Region für seine Störche und den jährlich stattfindenden Kunsthandwerkermarkt bekannt. Die 20 bewohnten Storchennester und das ehrenamtlich betreute Storchengehege sind eine besondere Attraktion im Herzen des Dorfes.
 
Das Flächendorf Holzen ist auch heute noch landwirtschaftlich geprägt. Die mehr als 20 landwirtschaftlichen Betriebe sind diversifiziert im Acker-, Obst-, Gemüse- und Weinbau tätig. Zwei Hofläden bieten regionale landwirtschaftliche Produkte zum Kauf an. In den zwei Gasthäusern und einigen kleinen Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben bestehen etwa 40 Arbeitsplätze. Die Schallwerkstatt, eine international ausgerichtete Akademie für christliche Musik, zieht junge Leute aus aller Welt an, die in Holzen ein vorübergehendes Zuhause finden.
 
Beim Gang durch das Dorf fallen die vielen alten, meist ehemals landwirtschaftlichen Gebäude auf, die durch umfangreiche Renovierungen, Um- und Anbauten aufgewertet und umgenutzt werden. Phantasievolle Gestaltungsideen, die sich meist gut in das Gesamtbild des Dorfes einpassen, beeindrucken ebenso wie die vielen schönen Bauerngärten. Auch im öffentlichen Bereich wurde behutsam mit gewachsenen Gestaltungselementen umgegangen: Die evangelische Kirche, gestaltete Brunnen und alte Dorfbäume sind schöne Beispiele dafür. Der Platz hinter dem Gasthaus Pflug wurde zu einer parkähnlichen grünen Ortsmitte mit Festplatz ausgebaut. Daneben befinden sich mit dem Feuchtgebiet Bündibach/Feuerbach, einer Trockenmauer und dem ehemaligen Steinbruch mehrere gepflegte Biotope auf der Gemarkung.
 
Neubaugebiete haben das Dorf in den letzten Jahrzehnten stark vergrößert. Obwohl auch im alten Ortskern durch Neu- und Anbauten „verdichtet“ wurde, wird darauf geachtet, im Dorf zentrale Freiflächen und einen Grüngürtel aus ländlichen Gärten zu bewahren. Die Bestrebung, das Gleichgewicht zwischen traditionellem Ortsbild und individueller Bau- und Gartengestaltung zu bewahren, kommt auch im Leitbild des Dorfes zum Ausdruck.
 
Ein reges und vielfältiges Vereinsleben mit Veranstaltungen rund um das Jahr macht Holzen lebendig und für alle Generationen attraktiv. Hervorzuheben sind hier der „Frauenverein“, der sich ehrenamtlich um alte Leute im Dorf kümmert, und der Verein „Kinder und Jugend“, der dafür sorgt, das Holzen auch für den Nachwuchs eine lebenswerte Heimat ist. Mit großem ehrenamtlichen Engagement wurden im Zuge des Wettbewerbes neue Ortschilder aufgestellt, der Friedhof und viele andere Ortselemente saniert.
 
 
Hintergrundinformationen
 
Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geht auf Graf Lennart Bernadotte, den früheren Präsidenten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, zurück. Unter dem Namen „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde früher vor allem das Erscheinungsbild der Dörfer bewertet. Mit der Neuausrichtung des Wettbewerbs stehen heute die Lebensqualität des Dorfes für alle Generationen und die nachhaltige Dorfentwicklung im Fokus.
 
Lebensqualität und Dorfentwicklung werden nicht nur von der Bau- und Grüngestaltung geprägt. Auch wirtschaftliche Aspekte, die Infrastruktur und die sozialen Aktivitäten bis hin zur Brauchtumspflege und zur Integration von Neubürgern spielen im Wettbewerb daher eine Rolle. Ein sorgsamer Umgang mit Natur und Landschaft sowie ein möglichst geringer Flächenverbrauch bringen den Dörfern ebenfalls Pluspunkte. Positiv bewertet werden vor allem in den letzten Jahren umgesetzte Projekte, aber auch konkrete Planungen für die Zukunft. Ein starkes bürgerschaftliches Engagement, eine eigene Identität und eine Vision von der Zukunft in Form eines „Leitbildes“ runden das Bild eines erfolgreichen Dorfes ab.
 
Der Bezirksentscheid 2015 im Landeswettbewerb wird vom Regierungspräsidium Freiburg durchgeführt. Die auf Bezirksebene besten Dörfer werden noch im gleichen Jahr von einer Kommission des  Landes bewertet und gekürt. Die in Baden-Württemberg erfolgreichsten Ortschaften können wiederum im Jahr 2016 für den Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ kandidieren.
 
 
Zusammensetzung der Kommission im Kreisentscheid (Lörrach/Waldshut):
 
Dezernent Ulrich Hoehler, Vorsitzender
Kreisrat Karl Fischer (CDU-Fraktion Kreistag Lörrach)
Kreisrat Dieter Schwand (SPD-Fraktion Kreistag Waldshut)
Kreisrat Herbert Baier (SPD-Fraktion Kreistag Lörrach)
Kreisrat Gunter Halter (Fraktion Freie Wähler Kreistag Lörrach)
Ingo Husemann (Amt für Wirtschaftsförderung im Landratsamt Waldshut)
Annette Klaas (Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Waldshut)
Bärbel Ganter (Vorsitzende LandFrauen Bezirk Lörrach)
Gerhard Zickenheiner (Architekt)
Klaus Nasilowski (Obst- und Gartenbauberatung des Landratsamts Lörrach)
Johannes Steffan (Stabsstelle Tourismus des Landratsamts Lörrach)