Pressemitteilung

Hausärztliche Versorgung im Fokus


Hausärztliche Vorsorgung Den „Perspektiven für eine gute medizinische Versorgung“ widmete sich gestern eine Arbeitstagung der Gesundheitskonferenz des Landkreises, bei der Mediziner und Politiker am Mittwoch im Landratsamt zusammen kamen, um gemeinsam Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Hintergrund ist die Tatsache, dass der Anteil der über 60 jährigen Hausärzte im Landkreis Lörrach höher ist als im landesweiten Schnitt Baden-Württemberg.
 
Eine 2011 ins Leben gerufene Arbeitsgruppe aus Experten hat bereits erste Maßnahmen umgesetzt, so beispielsweise die Schaffung des „Forums zur Sicherstellung der basisärztlichen Versorgung“ als Ansprechpartner für Kommunen, sollte sich ein akuter Engpass in der medizinischen Versorgung abzeichnen. Weiterer wichtiger Schritt war die Einführung einer „Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin“, bei der Ärzte eine attraktive, strukturierte Weiterbildung innerhalb des Landkreises mit nahtloser Rotation zwischen verschiedenen Fachrichtungen durchlaufen können. Die angehenden Hausärzte können dann im Landkreis bleiben und die Weiterbildungsdauer wird verkürzt. Außerdem wurden die Bereitschaftsdienste und Einrichtung der Notfallambulanzen an den Krankenhäusern Schopfheim und Lörrach neugeordnet. Zwar werden die Wege für die Patienten somit weiter, aber die Dienstbelastung für die Ärzte geringer. Insgesamt wurde das neue Modell von Patienten und diensthabenden Ärzten gut akzeptiert und positiv bewertet. Dies wird als notwendig erachtet, um den Arztberuf attraktiv zu halten, denn junge Ärzte erwarten vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, d.h. geregelte Arbeitszeiten und akzeptable Zusatzbelastungen durch Bereitschaftsdienste.
 
Im Anschluss an die Vorstellung der bereits umgesetzten Maßnahmen durch die Arbeitsgruppe diskutierten die Teilnehmer weitere Ideen und Vorschläge an die Politik. Es war ihnen wichtig, junge Ärzte für die Region zu gewinnen: Angefangen von der Präsentation von Gesundheitsthemen durch Ärzte in der Schule, über Angebote für Medizinstudenten und Assistenzärzte. Honorierung des außergewöhnlich hohen Engagements von gleich mehreren Lehrpraxen im Landkreis zur Ausbildung von Ärzten zur Allgemeinmedizin. Wichtig ist auch die Attraktivität des Landkreises zu zeigen. So könnte die bereits vorhandene Präsentation des Landkreises, wie die Plattform „Südwest Plus“ der Wirtschaftsregion Südwest mit den Ausschreibungen der Kliniken und einer Praxisbörse sinnvoll vernetzt werden. Auch die Kommunen wurden aufgefordert, sich vermehrt und frühzeitig zu engagieren, wenn sich abzeichnet, dass eine Praxisnachfolge ansteht.
 
Deutschlandweit gehört Baden-Württemberg und auch der Landkreis Lörrach zu den hausärztlich gut versorgten Gebieten. Studenten können sich am ehesten vorstellen nach dem Studium hierher zu ziehen und die Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin in Baden-Württemberg gilt als Vorbild für ganz Deutschland. Bei den Fachärzten ist der Landkreis Lörrach derzeit sogar so gut versorgt, dass hier bei einer Umsetzung des angekündigten „Versorgungsstärkungsgesetztes“ eine Schließung von bis zu 7 Kinderarzt-, 2 Frauenarzt-, 2 Urologen-Praxen und 1 chirurgischen Praxis kommen könnte.
 
Die Tendenzen in den letzten Jahren sind eindeutig: mehr Spezialisten, mehr teilzeit- arbeitende, angestellte Ärzte auch in den Praxen, mehr Frauen. Für den Patienten bedeutet dies die Umstellung von einem immer zuständigen, bei der Praxis wohnenden, rund-um-die-Uhr-erreichbaren Arzt auf ein Ärzteteam aus gut ausgebildeten Ärzten mit verschiedenen Schwerpunkten und unterschiedlicher Erreichbarkeit sowie Unterstützung durch nicht-ärztliche Praxisangestellt insbesondere bei Hausbesuchen. Das dies gelingen kann, zeigt das beispielhafte überregionale Ärztehaus „s`Doc Hüsle“ in Todtnau/Schönau.
 
Wie auch im Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, sehen viele die Notwendigkeit die Allgemeinmedizin entgegen dem Trend zur Spezialisierung wieder zu stärken. Dazu würde auch die Einrichtung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät Freiburg gehören. Insgesamt war es eine konstruktive Veranstaltung die zur Vernetzung angeregt hat und in der neue Ideen angestoßen wurden, die der Politik auf Kreis- und Landesebene in zusammengefassten Handlungsempfehlungen vorgestellt werden soll.